Aus dem Traum von der Südmeisterschaft der Schwäbisch Hall Unicorns wurde nichts. Mit 14:24 mussten sie sich vor 1.324 begeisterten Zuschauern in einem über weite Strecken ausgeglichenen Spiel den Adlern aus Berlin geschlagen geben und haben somit "nur" den zweiten Tabellenplatz in der GFL Süd erreicht.
Von der prognostizierten Überlegenheit der Berlin Adler war am Samstag über weite Strecken nichts zu sehen. So meinte auch Unicorns-Headcoach Siegfried Gehrke nach dem Spiel: "Wir haben heute die Vizemeister aus dem Norden und aus dem Süden gesehen. Entsprechend ausgeglichen war das Spiel." Der Ärger über die Niederlage war ihm aber dennoch anzumerken. Auch Gehrke wusste, dass Berlin am Samstag zu packen war, es sich die Unicorns am Ende aber selbst zuschreiben mussten, dass es nicht zum Sieg gereicht hatte. "Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht und den Sieg in der ersten Halbzeit verschenkt", erkannte Gehrke.
In der ersten Hälfte waren es tatsächlich die Gastgeber, die dem Spiel den Stempel aufdrückten. Die Haller Defense ließ den Berliner Angriff nicht zur Entfaltung kommen und die Unicorns-Offense war deutlich erfolgreicher beim Sammeln von Raumgewinn als ihre Gäste. Alleine am Abschluss haperte es, wozu auch zwei durch die Adler abgefangene Pässe von Ira Vandever beitrugen. Überhaupt hatte man schon bessere Tage vom Haller Spielmacher im Hagenbachstadion gesehen. Allerdings litt Vandever noch bis Freitag unter einer Magen-Darm-Grippe und so war es kein Wunder, dass er geschwächt und weniger spritzig als üblich agierte.
Mit einem 7:7 verabschiedete man sich in die Halbzeitpause und danach wurden die Berliner erstmals an diesem Tag ihrer Favoritenrolle gerecht. Mit einem 73-Yard-Lauf von Björn Dreier gingen sie in Führung und legten wenig später durch ein 40-Yard-Fieldgoal zum 7:17 von Benjamin Schwarweit nach. Die hochkarätig besetzte Berliner Defense zeigte in diesem Abschnitt ihre ganze Klasse. Halls Quarterback Ira Vandever wurde von der Defense-Line der Gäste unter extremen Druck gesetzt und auch die Berliner Pass-Verteidigung zeigte sich immer gut auf dem Posten. Die Folge war die 24:7-Führung Anfang des letzten Viertels, die bereits eine Vorentscheidung darstellte. Im Vierten Viertel kamen die Unicorns zwar wieder besser in Tritt, mehr als die Verkürzung auf 14:24 durch einen 15-Yard-Lauf von Ira Vandever (PAT Marc Biedenkapp) ließ die Spieluhr aber nicht mehr zu.
Nach dem Spiel wussten die Unicorns nicht so recht, ob das weinende Auge über eine Niederlage und der Verlust der Meisterschaftschance oder das lachende Auge über die erfolgreichste Saison in der Vereinsgeschichte und das Heimrecht im Viertelfinale überwiegen sollte. Headcoach Gehrke richtete trotz der Enttäuschung über die zwei Minuspunkte den Blick nach vorne: "Wir haben einmal mehr bewiesen, dass wir mit den großen Namen mithalten können. Außerdem lässt uns der zweite Platz noch Steigerungsmöglichkeiten im nächsten Jahr offen."
Insgesamt passt das Abschneiden in der Saison 2004 in die Gesamtstrategie der Unicorns, bei denen man schon immer die Politik der kleinen Schritte verfolgt hat. Den nächsten dieser Schritte kann man vielleicht schon in zwei Wochen tun. Dann steht erstmals ein Viertelfinal-Heimspiel um die deutsche Meisterschaft im Hagenbachstadion auf dem Programm, zu dem entweder die Hamburg Blue Devils oder die Dresden Monarchs anreisen werden.
Die Punkte für Hall erzielten: Marc Biedenkapp (2), Ira Vandever (6) und Jürgen Bauer (6).
Viertel-Ergebnisse:
1. Viertel: 7:0
2. Viertel: 0:7
3. Viertel: 0:10
4. Viertel: 7:7
Gesamt: 14:24
Alle Punkte:
7:0 Jürgen Bauer 14-Yards-Opass von Ira Vandever (PAT Marc Biedenkapp)
7:7 Martin Senz 20-Yards-Pass von David Caudill (PAT Benjamin Scharweit)
7:14 Björn Dreier 73-Yards-Lauf (PAT Benjamin Scharweit)
7:17 Benjamin Scharweit 40-Yads-Fieldgoal
7:24 Martin Senz 18-Yards-Pass von Dennis Zimmermann (PAT Benjamin Scharweit)
14:24 Ira Vandever 15-Yards-Lauf (PAT Marc Biedenkapp)
Bilder von Achim Kugele