Wendepunkte - Lions stoppen Aufholjagd der Adler

(RaGa) Die Braunschweig Lions bezwangen vor 7.298 Zuschauern die Berlin Adler in einer phasenweise hochklassigen und dramatischen Begegnung mit 35:21 (14:00, 07:07, 00:07, 14:07). Die Adler kämpften mit viel Herz und glichen einen 21:0 Rückstand noch aus. Dann aber rissen die Lions als Team das Ruder noch herum und gewannen auch Dank eines erneut überragenden Sascha Gerasimov.

Braunschweigs Offense begann zunächst verhalten und musste den Ball ohne First Down abgeben. Die Defense der Lions hingegen gab erst einmal ihre Visitenkarte direkt in Form von zwei Quarterback Sacks von Dennis Engelbrecht und Gunnar Winkler bei Eric Kresser ab. So hieß es auch für Berlin „3 and out“. Im folgenden Drive erkämpfen sich die Lions zwar einige First Downs, aber an der 40 Meter Linie der Adler brachte ein ausgespielter Versuch nicht den gewünschten Erfolg sonder ein Turnover on Downs. Der erste Laufversuch für Berlin wurde von Braunschweigs Löwenrudel dankbar entgegengenommen. Björn Dreier verlor beim Tackle das Lederei und Christian von Einem sicherte den Lions erneut das Angriffsrecht. Sascha Gerasimov brachte die Lions in die Redzone der Adler, dann ein Pass von Rainbow auf Love und die Lions führten nach der erfolgreichen Conversion – ebenfalls durch Kelvin Love – mit 8:0.

 

Der Angriff der Adler kam, dank einer gut abschirmenden Verteidigungsformation der Lions, immer noch nicht in Schwung. Ganz im Gegensatz zum Angriff der Braunschweiger, die jetzt offensichtlich wieder Selbstvertrauen getankt hatten und sich selbst nach dem verletzungsbedingten Ausscheidens ihres Centers Ludger Uckermann nicht aus ihrem Konzept bringen ließ. Nach einem Screenpass von Rainbow auf Gerasimov brach der junge Runningback einige Tackle und erreichte nach 71 Metern unter dem Jubel der Zuschauer die Endzone der Adler. Den Zusatzversuch verwandelte Steffen Dölger sicher zum 15:0. Der amtierende Deutsche Meister war schwer angeschlagen. Der Angriff war nicht in der Lage, die Verteidigungsreihe ausreichend zu entlasten und die Lions nutzten das Momentum und legten gleich im nächsten Drive mit einem Touchdown von Jon Horton nach Pass von Adrian Rainbow zum 21:0 Zwischenstand nach (die Conversion misslang).

 

Die Adler schienen stehend ausgeknockt, vor allem, als die Lions dann sogar den wieder einmal fälligen Punt blocken konnten und schnell erneut in einer scoring Position waren. Doch der Schein trog gewaltig. Nach einem Pass von Rainbow hatte Jon Horton die Goal Line mit dem kontrollierten Ball schon durchbrochen (was mindestens ein Schiedsrichter auch anzeigte), als ihm das Lederei aus der Hand geschlagen und von den Adlern gesichert wurde. Peter Springwald entschied auf Ballbesitz Adler an der eigenen 2 Meter Linie. Mit dem Rücken zur Wand riss plötzlich die Verkrampfung der Adler. Ein tiefer Pass auf Johnny Schmuck brachte die Adler in die Redzone der Löwen. Die Lions drängten die Adler zwar zurück, doch mit viel Mut spielten die Berliner auch ihren vierten Versuch aus. Eric Kresser fand Olaf Fischer in der Endzone, Benjamin Scharweit verwandelte den Extrapunkt und verkürzte somit auf 21:7.

 

Die Lions wägten sich in trügerischer Sicherheit und beendeten ihren nächsten Drive per Punt. Steffen Dölger legte das Ei perfekt an die 7 Meter Line der Adler. Die waren wie verwandelt und mit einem unglaublich schnellen und präzisen Drive feuerte Eric Kresser seine präzisen und knallharten Pässe aus einer No-Huddle-Offense. Die bisher so sichere Verteidigung der Löwen wackelte, Berlin erzielte First Down auf First Down. Mit nur noch 3 Sekunden bis zum Halbzeitpfiff erlöste Dennis Engelbrecht sein Team und die Fans der Lions als er Eric Kresser just in dem Moment erwischte, als dieser einen Pass in Richtung Endzone feuerte. Damit blieb es zur Halbzeit beim Stand von 21:7 für die Lions.

 

Nach der Halbzeitpause stoppte die Defense um Linebacker Stefan Wesche zunächst den Angriff der Adler in gewohnt sicherer Manier. Trotzdem war jetzt der Wurm in Angriffsspiel der Lions. Als dann auch Adrian Rainbow, sonst gut geschützt von seiner im wahrsten Sinne des Wortes überragenden Offense Line, einen Sack hinnehmen musste kippte das Spiel zugunsten der Adler. Die konnten in direktem Anschluss den fälligen Punt von Steffen Dölger blocken. Die Adler ließen sich keine Gastgeschenke nehmen. Pass von Kresser auf Ex-Lion Jörg Heckeenbach an die rechte Außenseite. Der Sidejudge, der direkt daneben stand, war sich nicht sicher, doch der um einiges entfernter postierte Linejudge hat alles als Einziger ganz genau erkannt und teilt seine Erkenntnisse dem Hauptschiedsrichter Peter Springwald mit. Dem blieb nichts anderes übrig als der Argumentation seines Sidejudges zu folgen und zur Überraschung Aller auf Touchdown für die Adler zu erkennen. Benjamin Scharweit verwandelte den fälligen Extrapunkt zum 21:14.

 

Nun überschlugen sich die Ereignisse. Der Angriff der Löwen endete schnell nach einem Fumble vom Kim Kuci, Kresser wird im Gegenzug von Volker Schönball intercepted. Die Defense der Adler wuchs über sich hinaus und Patrick Finke schnappte sich einen Screenpass von Rainbow und wurde erst an der 12 Meter Linie der Lions vom Quarterback der Lions selbst gestoppt. Kurze Zeit später fand Eric Kresser seine Nummer 9, Estrus Crayton, zum Touchdown. Benjamin Scharweit glich zum 21:21 aus. Die 21:0 Führung der Lions war dahin, Berlin witterte Morgenluft. Doch das Team der Lions riss sich zusammen und insbesondere die Offense Line verschaffte den Ballträgern der Lions immer wieder den notwendigen Raum für ihre Läufe. Und mit dem Raumgewinn und der damit verbundenen Ballkontrolle kam wieder Ruhe ins Team. Kontinuierlich kämpften sich die Lions in Richtung Endzone der Adler. Adrian Rainbow selbst vollendete der Angriff mit einem Keep zum Touchdown, Marko Rothaar verwandelte den Extrapunkt zum 28:21.

 

Die Dramatik war kaum noch zu überbieten. Berlin versuchte wieder mit ihrer No-Huddle-Offense zu kontern, aber jetzt war die Defense der Lions hochkonzentriert und am Ende unüberwindlich. An der 28 Meter Linie der Lions stand die Verteidigungslinie und Robert Flickinger beendete den Angriff der Adler mit einem Quarterback Sack. Berlins Verteidigung kämpfte verzweifelt, aber nach einer Strafe wegen Passbehinderung, gefolgt von unsportlichem Verhalten standen die Lions wieder in der Redzone des Meisters. Sascha Gerasimov nutzte die Riesenlücke, die ihm seine Offense Line freiblocken konnte und krönte seine Leistung mit seinem zweiten Touchdown. Mit noch 38 Sekunden auf der Spieluhr verwandelte Steffen Dölger zum 35:21. Berlin gab sich nicht geschlagen, aber der tiefe „Hail Mary“ Pass von Eric Kresser konnte erneut von Volker Schönball in der Endzone abgefangen werden. Während sich die Teams an der Mittellinie unter dem Applaus des Publikums freundschaftlich voneinander verabschiedeten wurde die Schiedsrichtercrew beim Verlassen des Spielfeldes gellend ausgepfiffen.

 

Die Lions habe ihre Lehren aus dem verlorenen Hamburgspiel gezogen und ihre Chancenverwertung deutlich verbessert. Dennoch haben sie sich beinahe wieder die Butter vom Brot nehmen lassen und den Gegner mit aufgebaut. Ihnen ist es aber gelungen, sich selbst aus dem Tief herauszuspielen und als Mannschaft zu gewinnen. Ihren Fans danken es Ihnen. Berlins Angriff verdient allerhöchsten Respekt, wenn er funktioniert, Eric Kresser steht eine Receivercrew zur Verfügung, die wohl seinesgleichen in Deutschland sucht. Sollte es den Adlern gelingen, ihrem Quarterback etwas mehr Zeit zu verschaffen kann es der Meister noch in die Play-Offs schaffen. In den weiteren Begnungen der GFL Nord schlugen die Dresden Monarchs die noch sieglosen Düsseldorf Panther mit 42:21. Die Blue Devils aus Hamburg konnten ein 0:3 Halbzeitstand in einen 24:3 Sieg gegen die Cologne Falcons umwandeln und bleiben als einziges Team der GFL ungeschlagen. Die mit jetzt 6:2 Punkten sehr gut in die Saison gestarteten Cologne Falcons sind am kommenden Samstag, dem Tag der Helfer, der Gast der Lions im Stadion an der Hamburger Strasse (Kick-Off 19:00h)

 

Stimmen zum Spiel

 

Jörg Heckenbach, Wide Receiver Berlin Adler: Das Team glaubt an sich und lässt auch bei einem 21:0 Rückstand nicht die Köpfe hängen. Wir müssen einfach mal von Anfang an richtig Football spielen und nicht erst in der zweiten Halbzeit. Wenn wir dann noch in der Defense darauf achten, nicht so viele Touchdowns rein zu bekommen werden wir auch wieder Spiele gewinnen.

 

Pat Donohoe, Headcoach Berlin Adler: Wir müssen aufgrund unserer Verletztensituation bereits jetzt schon sehr junge Spieler in der Defense einsetzen. Diese Jungs spielen zum ersten Mal eine GFL Saison und machen natürlich aufgrund der fehlenden Erfahrung noch viele Fehler. Das ist der Punkt, wir müssen unsere Fehler reduzieren, dann sind wir auch ein gutes Team. Natürlich haben auch die vielen Strafen einen Einfluss auf das Spiel genommen, und das ist alles, was ich zur Leitung des Spiels sagen möchte.

 

Stefan Wesche, Linebacker Braunschweig Lions: Bei dem schnellen Tempo der No Huddle Offense sind wir mächtig ins Schwimmen geraten, hatten Aufstellungs- und Abstimmungsprobleme und das haben die Adler ausgenutzt. Letztlich müssen wir weniger Punkte zulassen als die Offense scored, gegen Hamburg haben wir das trotz gutem Spiel nicht geschafft, heute hat es gepasst.

 

Kent Anderson, Headcoach Braunschweig Lions: Ich bin sehr zufrieden mit der Art, wie wir heute gewonnen haben. Berlin hat einen super Quarterback und er hat nicht ohne Grund NFL gespielt. Beim 21:21 hatten wir einen richtigen Wendepunkt. Vor 2 Wochen gegen Hamburg war es auch eng und das Team wusste nicht, was es machen sollte. Heute war das anders. Wir haben uns zusammengerissen und ein paar gute Drives, die vor allem die Offense Line gut herausgearbeitet hat, haben Sascha Gerasimov den Weg frei gemacht. Es gab auf beiden Seiten viel zu viele Strafen, egal ob berechtigt oder nicht. Eine Mannschaft muss auch solch wechselnde Bedingungen überleben, es darf nicht sein, das sich ein Team durch einen gute oder schlechte Entscheidung der Schiedsrichter aus dem Tritt bringen lässt. Wir haben zu lange gebraucht, das wieder aus den Köpfen heraus zu bekommen. Aber, wir haben es geschafft.

 

Scoring

Q1 08:00 Love, 8 Meter Pass Rainbow, Conversion Love

Q1 15:00 Gerasimov, 71 Meter Pass Rainbow, PAT Dölger

Q2 21:00 Horton, 3 Meter Pass Rainbow

Q2 21:07 Fischer, 27 Meter Pass Kresser, PAT Scharweit

Q3 21:14 Heckenbach, 15 Meter Pass Kresser, PAT Scharweit

Q4 21:21 Crayton, 5 Meter Pass Kresser, PAT Scharweit

Q4 28:21 Rainbow, 2 Meter Lauf, PAT Rothaar

Q4 35:21 Gerasimov, 6 Meter Lauf, PAT Dölger

 

Lions Offense Leaders

Adrian Rainbow vervollständigte 24 von 35 Passversuchen für 253 Meter Raumgewinn und 3 Touchdowns. Er wurde 1 Mal intercepted, 1 mal gesackt und erlief in 6 Versuchen 20 Meter und 1 Touchdown.

Sascha Gerasimov erlief in 21 Versuchen 135 Meter Raumgewinn und 1 Touchdown, fing 6 Pässe für 112 Meter Raumgewinn und 1 Touchdown (1 Fumble recovered).

Jon Horton fing 6 Pässe für 77 Meter und 1 Touchdown (1 Fumble lost).

Kim Kuci erlief in 12 Versuchen 67 Meter Raumgewinn und fing 5 Pässe für 26 Meter Raumgewinn (1 Fumble lost).

 

Adler Offense Leaders

Eric Kresser vervollständigte 28 von 43 Passversuchen für 332 Meter Raumgewinn und 3 Touchdowns. Er wurde wurde 2 Mal intercepted und 6 mal für insgesamt 31 Meter Raumverlust gesackt.

Björn Dreier erlief in 6 Versuchen 30 Meter Raumgewinn (1 Fumble lost).

Johnny Schmuck fing 8 Pässe für 108 Meter Raumgewinn.

Jörg Heckenback fing 6 Pässe für 56 Meter Raumgewinn und 1 Touchdown.

Estrus Crayton fing 6 Pässe für 55 Meter Raumgewinn und 1 Touchdown.

Olaf Fischer fing 4 Pässe für 69 Meter Raumgewinn und 1 Touchdown.

 

Lions Bone Check

Christoph Königsmann (Muskelfaserriss)

Ludger Uckermann (Knieprobleme)

Sascha Lauterbach (Schlüsselbeinbruch)

Marian Pusch (Kreuzbandriss)

Marcel Duft (Außenbandriss)

Ludger Uckermann (Knieprobleme)

Silvio Duarte (Rückenprobleme)

Christoph Malewski (Fussprobleme)

Sven Hahnsch (Kreuzbandriss)

Karl Schlicker (Bänderriss)