Wunder gibt es eben doch nicht immer wieder

Nach aufopferungsvollem Kampf, letztlich aber ohne Chance gegen dominante Berlin Adler, sind die Marburg Mercenaries im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft verdient ausgeschieden. So liest sich die nüchterne Betrachtung der 7:37 Niederlage und doch wird diese den Ereignissen der letzten Wochen nicht gerecht.

Dieses Spiel war für die Marburg Mercenaries weit mehr als nur ein verlorenes Spiel, viel mehr als nur die verpasste Möglichkeit des Finaleinzugs. Es war im Zusammenhang mit dem Viertelfinalsieg gegen die Hamburg Blue Devils ein Ausflug in die Welt der arrivierten, großen Vereine den alle Verantwortlichen sichtlich genossen haben und der alle in Football Marburg auf den Geschmack gebracht hat.So war die Niederlage nach dem Schlusspfiff dann auch schnell abgehakt. Enttäuschte Mienen wichen lachenden Gesichtern, spätestens als sich die „Söldner“ von ihrer Tribüne noch einmal den tosenden Applaus für eine rundum gelungene Saison abholten.

 

Was sich vorher gute zwei Stunden auf dem Rasen des Georg-Gaßmann-Stadions abspielte ist schnell erzählt.Trotz eines Traumstarts durch eine Interception des starken Safeties Eric Weiss, der im Verlaufe des Spieles noch eine weitere folgen ließ, kam die Offensive um Matt Krueger wie schon im Viertelfinale über die gesamte Distanz nicht in Tritt. Die Gründe dafür sind vielfältig: zum einen dominierten die Adler aus der Hauptstadt die Line, was in der Praxis so aussah, dass Krueger selten Zeit genug hatte, um eine Anspielstation für seine Pässe zu finden oder aber Runningback Terrelu Wright bereits hinter der Line of Scrimmage getackelt wurde. Die fallen gelassenen Bälle und einige harte Hits der Berliner trugen ihr übriges dazu bei, dass von der Offensive zunächst über drei Spielviertel überhaupt nichts zu sehen war. Die Berliner hingegen spielten ihren Stiefel in der Offensive ganz routiniert herunter. War es am Anfang der Partie vor allem Superstar Estrus Crayton der für viel Raumgewinn sorgte, waren es im Anschluss auch der Receiver Olaf Fischer und Runningback Björn Dreyer die für die notwendigen Yards sorgten. Das 0:7 resultierte aus einem Pass von Quarterback Dave Caudill - bei dem sich Licht und Schatten abwechselten – auf eben jenen Estrus Crayton, der das Ei nach 10 Metern in der Endzone der Lahnstädter fangen konnte. Es folgten noch vor der Halbzeit weitere Punkte durch Fischer (0:14), Kicker Scharweit aus 30 Metern zum 0:16, sowie erneut durch Fischer zum 0:23 Halbzeitstand. Auf Neudeutsch war der Drops folglich schon vor der Pause gelutscht.

 

Nach dem erneuten Seitenwechsel fingen sich die Mercenaries etwas, obwohl Krueger zunächst seine zweite Interception an diesem Tag warf, und damit die Hauptstädter zu weiteren Punkten einlud. Diese folgten dann auch auf dem Fuße in Gestalt von Wide Receiver Olaf Fischer, der von Caudill mustergültig in der Endzone der „Söldner“ bedient wurde. Noch im dritten Viertel erhöhte Estrus Crayton aus über 50 Metern zum 0:37. Beide Mannschaften wechselten in der Folgezeit durch, was vor allem das Angriffsspiel der Marburger belebte. Nach einem abgefangenen Ball durch Cornerback Knut Haase fand Quarterback Joachim Ullrich ein ums andere Mal eine freie Anspielstation, bediente unter anderem Receiver Alex Weiterer mit einem 45 Meter Pass und vollendete den Drive letztendlich mit einem Touchdown Pass auf Heiko Müller. Nunmehr hatte auch die Haupttribüne noch etwas zu feiern, auch wenn die Punkte zum 7:37 lediglich Ergebniskosmetik waren.

 

Während es für die Berlin Adler jetzt im Endspiel gegen die Braunschweig Lions um alles geht, wird der „German Bowl Sieger Besieger“ aus Hessen nach einer kurzen Pause bereits die Vorbereitungen auf die neue Saison in Angriff nehmen. „Auch wenn sich so eine Spielzeit nur schwerlich wiederholen lässt, werden wir alles daran setzen auch im nächsten Jahr eine schlagkräftige Mannschat mit dem ein oder anderen Neuzugang aufzubieten“, so Präsident Carsten Dalkowski in einem Zukunftsausblick direkt nach dem Spiel.