Ich bin auch noch meine Nachbetrachtung schuldig:
Nach dem Endergebnis:
7. Italien (1-4)
Eine passable Leistung beim ersten Antreten mit zum Teil sehr jungen Spielerinnen, allen voran der 17-jährigen Quarterbackin. So konnten die Italienerinnen die am Ende 5.-platzierten Schwedinnen in der Vorrunde schlagen...
6. Dänemark (1-2-1)
Die Däninnen haben sich im Vergleich zur WM 2010 vor allem in der Defense (mit vielen neuen Spielerinnen) stark verbessert gezeigt und hätten (wie in meiner EM-Preview auf flagfootball.at angekündigt) in der Vorrunde beinahe die Top-Sensation geschafft. Nach einem Unentschieden gegen den späteren Vize-Europameister Israel hatten die Däninnen bereits einen komfortablen Vorsprung gegen Frankreich herausgespielt gehabt, konnten aber nach dem Ausfall ihrer Quarterbackin den Sack in der entscheidenden Phase nicht zumachen...
5. Schweden (2-3)
In der Vorrunde noch alle Spiele verloren, haben die körperlich starken Schwedinnen in den Platzierungsspielen Italien und Dänemark auf die Plätze verwiesen. Dabei war die Spielweise der aus dem Tackle kommenden Spielerinnen als grenzwertig zu beschreiben. Bis zur angepeilten Spitzenplatzierung bei der WM 2012 in Schweden ist jedenfalls noch ein weiter Weg zu beschreiten...
4. Deutschland (2-3)
Auch die deutschen Damen haben einen durchaus großen Schritt nach vorne gemacht im Vergleich zu 2009/2010. Mit Steffi Thiele hat Deutschland eine Quarterbackin gefunden, die sich durch ihre Mobilität Zeit erkaufen kann, und wohl auch als Ballträgerin ähnlich Israels Shana Sprung eine taktische Option ist. Im Halbfinale bzw. im Spiel um Bronze hat dann vielleicht noch etwas die Routine gefehlt sowie das notwendige Quentchen Glück...
3. Frankreich (2-2)
Nach einer über weite Strecken desaströsen Vorstellung im Grunddurchgang hat die Equipe erst in der zweiten Halbzeit im entscheidenden Spiel gegen Dänemark wieder annähernd zu alter Form zurückgefunden. Negativ anzumerken ist, dass die Leistungsträgerinnen immer noch dieselben sind wie 2005-2009. Dagegen konnten die neuen Spielerinnen kaum Impulse liefern. Damit droht den Französinnen bereits bei der WM 2012 ein Abrutschen hinter Deutschland und Dänemark...
2. Israel (2-1-1)
Dass nicht alle mit dem Ergebnis restlos zufrieden waren ist verständlich - wenn man schon einmal in einem Finale steht will man es auch gewinnen. Allerdings war die israelische Offense zu eindimensional um die routinierte österreichische Defense ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Aber auch die israelische Defense war sehr gut auf die Österreicherinnen eingestellt und hielt Israel im Finale bis in die zweite Spielhälfte im Spiel. Um den Kommentator im Chat von flagfootball.at zu zitieren: "Das ist (seit 2007, Anm.) immer eine Defenseschlacht!". Auch die nass-kalten Verhältnisse waren wohl ein kleiner Vorteil für die heuer in der Vorbereitung vom Regen verfolgten Österreicherinnen. Am Ende des Tages ist die Silbermedaille der größte Erfolg des israelischen Teams seit ihrem Bestehen im Jahr 2004...
1. Österreich (5-0)
Wir wussten natürlich bereits im Vorfeld, dass wir heuer das vielleicht stärkste Team aller Zeiten zur Verfügung haben werden. Die große Frage ist dann immer ob man die PS auch auf die Strasse bringt. Anders als 2010 im Spiel um WM-Bronze gegen Mexiko ist uns allerdings heuer kein "perfektes" Spiel gelungen. In der Vorrunde war die Offense grandios und hat praktisch nach Belieben gescort - am Finaltag hat dagegen die Defense nur jeweils zwei Touchdowns pro Spiel zugelassen. Wesentlichen Anteil daran hatten die zwei Team-Rookies Dagmar Labes (5 Sacks, 1 Int) und Lotte Janda (5 Int), die im Finale eine Interception von Shana Sprung gleich in einen Touchdown verwandelte und sich auch von einer ausgerissenen Sehne im Daumen nicht beirren ließ - aber auch die Grande Dame des österreichischen Flag Football, Camellia Anssari, die das Finale trotz eingerissenem Kreuzband (erlitten im Halbfinale) bestritten hat. Auf Seiten der Offense ist Quarterbackin Saskia Stribrny hervorzuheben, die im ganzen Turnier eine einzige Interception warf (gegen Deutschland) und verdientermaßen zur Most Valuable Playerin gewählt wurde. Team-Heimkehrerin Marie-Theres Michelitsch war wie schon 2009 High-Scorerin auf Seiten der Österreicherinnen (knapp vor WM 2010 All-Star Therese Weigang). Mit ihrem unglaublichen Speed hatten alle Teams ihre liebe Not. Insgesamt hatte man, trotz der ungewöhnlich vielen kleineren und gröberer Verletzungen, nie das Gefühl, dass die angestrebte Titelverteidigung scheitern könnte...
P.S. Den Österreicherinnen wurde übrigens vergangene Woche am Tag des Sports am Wiener Heldenplatz das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich für den Gewinn der Bronzemedaille bei der WM 2010 in Ottawa verliehen:
http://afboe.at/nc/aktuell/news/article ... esterreich
