Da ist wieder der Vatsug, mit dem es sich zu diskutieren lohnt. Ich denke wir sind uns einig, dass Begriffe wie „kühn“, „voreilig“ oder „unsportlich“ im subjektiven Bereich des Empfindens anzusiedeln sind. Hier mag man – unabhängig davon wie die tatsächliche Rechtslage aussieht – viele Dinge unterschiedlich bewerten. Ob dies Häme rechtfertigt, mag jeder für sich entscheiden.Vatsug hat geschrieben:@ Der Graue: danke für die Blumen.
Ob es kühn war, mit dem Vorverkauf des Relegationsspiels in Frankfurt zu beginnen, mag ich nicht beurteilen, das kann man vielleicht so sehen. Ganz offensichtlich war es zu früh. Richtigerweise hätte man - Euphorie hin oder her - wohl den Zeitpunkt abwarten sollen, bis zu dem die Relegation offiziell gemeldet oder abgesagt sein muss. In der BSO 2014 finde ich zwar die erhellende Festlegung, dass Relegationsspiele Pflichtspiele sind (§ 9), dass man mindestens 25 Männerspieler braucht (§ 96) und dass der AFVD für die Schiedsrichter zuständig ist (§ 112, ganz interessant auch § 114), aber leider kein Meldedatum.
Allerdings waren die Signale aus Rothenburg ganz deutlich darauf gerichtet, dass die Relegation angetreten werden würde.
Nun den Frankfurtern vorzuwerfen, sie hätten fahrlässigerweise nicht damit gerechnet, dass die Franken die Relegation ausschließlich als Motivationsargument für den dezimierten Kader nutzen könnten, erscheint mir nun als etwas kühn.
Ich kenne das so, dass man mit der Regel rechnen muss und nicht mit der Ausnahme - oder gar dem Regelbruch, falls eventuell irgendeine Frist bereits abgelaufen gewesen sein sollte - was ich nicht weiß. Das war aber wohl auch nicht so, sonst wäre das hier sicherlich thematisiert worden.
Und was ich tatsächlich übel finde, ist die Bekanntgabe eines konkreten Heimspieltermins (für den 19.09.) NACH dem letzten Saisonspiel in positiver Kenntnis, dass man gar nicht antreten will. Dazu kommt dann noch das vorgeschobene und inhaltsleere Totschlagsargument, man sei um die Gesundheit der Spieler besorgt. Vielleicht hätte man verloren, vielleicht auch hoch. Das kommt vor. Aber in den Spielen gegen Holzgerlingen (33:0 und 44:0), Darmstadt (62:0) und den anderen Spielen hat sich das lila Team auch nicht als Massenschlachtereibetrieb gegnerischer Teams erwiesen. Immerhin konnten in Liga 2 alle Teams die Saison zuende spielen.
Also, das rechtfertigt schon mal einen ziemlich großen Eimer Häme, und zwar für die konkreten Beteiligten gemäß des Wortlauts der Erklärung: Präsidium und Head Coach. Dann darf man die auch beim Namen nennen (und ich habe mich noch zurückgehalten).
Spekulativ noch dies: wenn ich nicht ausreichend Spieler habe, um das Spiel gegen Marburg (laut Stat-Sheet waren 27 an Bord, in Mannheim 32 und gegen Saarland 31) vernünftig zu spielen, dann muss ich es absagen. Eine Wertung schmeißt mich noch nicht in die Landesliga. Insofern gehe ich da mit Coach Hock konform.
Wenn einem Verein also klar ist, dass man im Folgejahr ohnehin in Liga 1 nichts zu suchen hat, dann hat man 1. das aufrichtig zu kommunizieren und muss nicht versuchen, einen 7. Platz zu erreichen, den man ohnehin nicht will; 2. den (soweit bereits feststehenden) Relegationsgegner darüber zu informieren und 3. nicht noch zwei Tage so zu tun, als wolle man spielen, um dann das bereits beschlossene Kneifen zu verkünden.
Frankfurt war etwas voreilig. Franken war unsportlich.
Und drum bleibe ich bei meiner Häme - auch angesichts der Tatsache, dass Dein Schluss-Satz natürlich absolut richtig ist.
Aber ich möchte gerne noch auf einen Punkt genauer eingehen: Es gab ja nun schon mehrfach den Fall, dass der bisherige Erstligist nach einer (oder sogar mehrerer!) verkorksten Spielzeit(en) auf die Relegation verzichtet hat und kampflos in die zweite Liga abgestiegen ist. Und oft zeichnet sich diese Situation bereits während der Saison ab. Bisher hatte ich immer den Eindruck, dass der aufsteigende Zweitligist sich darüber ausdrücklich freute oder zumindest erleichtert war, keine Relegation spielen zu müssen. Warum erscheint dies im vorliegenden Fall völlig anders? Frankfurt wollte aufsteigen – Gratulation, habt ihr nach einer tollen Saison geschafft! Ihr wollt Aufstiegsparty machen – habt ihr euch verdient, viel Spaß dabei! Und jetzt kommen diejenigen, die sagen: „Ja, alles ganz schön, aber so ist es halt nicht dasselbe wie mit gewonnener Relegation.“ Mag sein, wäre ich Anhänger dieses Vereins würde ich das möglicherweise sogar genau so sehen. Aber das Hemd sitzt einem immer näher wie der Rock. Andere Vereine – in diesem Fall Franken – dürfen und müssen (unter Einhaltung der Regularien!) zuerst an sich selbst denken, und sind nicht in erster Linie dazu da Andere glücklich zu machen. Und ob die Absage aus Franken nun zwei Tage früher oder zwei Tage später kam, ob direkt, über den AFVD oder über eine sonstige Quelle bekannt wurde, ändert doch nichts an der Gesamtsituation. Und immer wenn man jemandem schlechten Stil vorwirft, bedeutet dies auch, dass es zwar in der Darstellung unschön war, aber dennoch regelkonform. Für den Außenstehenden könnte nun leicht der Eindruck entstehen, dass die Frankfurter Football-Szene aus rein wirtschaftlichen Gründen den Ausfall der Relegationsspiele anprangert – welcher andere Grund bleibt denn sonst übrig?!
Deiner Bemerkung zur Spielabsage eines Ligaspiels möchte ich noch entgegen treten: Nach meinem Wissen wird ein GFL 1-Team (und dies gilt nur für die GFL 1!), dass bei auch nur einem einzigen Ligaspiel nicht antritt sofort gestrichen und im Folgejahr in die Regionalliga „strafversetzt“ (ich spreche hier von Nicht-Antreten, und nicht von einer nachträglichen Umwertung!). Insofern schmeißt dich eine Absage sehr wohl aus der ersten Liga.