zusel hat geschrieben: ↑Fr Feb 02, 2024 10:13
Ganz ehrlich: da implodiert ein GFL Team das zweite mal innerhalb weniger Jahre und hier wird weiterhin das totgeredete Thema Böse ELF, arme GFL diskutiert...
Natürlich trägt die ELoF nicht allein die Verantwortung für die aktuellen Entwicklungen im deutschen Football. Viel gravierender als die Gründung der ELoF war vermutlich die Corona-Pandemie mit ihren zahlreichen Begleiterscheinungen für die Vereine. Jugendmannschaften, die lange Zeit nicht trainieren konnten, sind teilweise komplett auseinandergefallen, und entsprechend wenig Spieler sind in die Herrenteams nachgerückt. Trainer, Vorstände, Vereinsmitglieder usw. haben erkannt, dass es auch schön sein kann, und vor allem nervenschonender, wenn man keinen Football betreibt. Partner und Sponsoren haben ihre finanziellen Aktivitäten ebenfalls zurückgefahren, da sie abwarten wollen, wohin die Reise geht. Es gibt noch viele weitere Gründe. Dennoch hat die ELoF durch ihre Gründung ihren Teil zur aktuellen Situation beigetragen. In den Städten, in denen sie Teams gegründet hat, wurden deutsche Teams verdrängt. Hamburg, Köln, Ingolstadt, Stuttgart haben bereits höherklassige Footballteams verloren. Frankfurt und München sowie weitere Teams werden sicherlich folgen. Selbst die ELoF hat bereits Teams verloren, und auch dort werden weitere folgen.
Unterhalb des ELoF-, GFL1- und GFL2-Zirkus hat die Corona-Pandemie bereits einige Teams gekostet. Der deutsche/europäische Football wird sich, wie es aussieht, vorerst eine Runde gesund schrumpfen und sich dann vielleicht von einer stabileren Basis aus wieder nach vorne entwickeln. Ohne es böse zu meinen, aber es braucht eben nicht jedes Dorf einen Footballverein, der dann versucht, sich mit 15 bis 25 Spielern durchzuschlagen. Das gelingt selten, und dann wird versucht, sich in Spielgemeinschaften zu retten, die im Regelfall auch nicht lange halten.
Alle Beteiligten müssen sich auch mal mit der Frage auseinandersetzen, warum viele Vereine und Footballorganisationen es sich finanziell nicht mehr leisten können, ein höherklassiges Footballteam zu unterhalten. Der größte Teil des Budgets in einem ELoF-, GFL1- oder GFL2-Club entfällt auf die Kosten (200.000 bis 600.000+ €) für die Mannschaft (Spieler, Trainer, Staff). Möglicherweise sollte man genau hier den Rotstift ansetzen, da der Football einfach noch nicht so weit ist, alle Beteiligten angemessen zu vergüten. Das ist natürlich eine unpopuläre Maßnahme, insbesondere in Zeiten, in denen die Vier-Tage-Woche, 35-Stunden-Wochenarbeitszeiten und die Work-Life-Balance öffentlich diskutiert werden und die Menschen für ihre Hobbys (Influencer und Co.) gerne bezahlt werden möchten. Natürlich kann man verstehen, dass Footballspieler, die zwei bis fünf Mal pro Woche Teamtraining sowie Fitnesstraining und Meetings haben und dazu in höheren Ligen erhebliche Reisezeiten auf sich nehmen müssen, für eine 20+ Stunden-Woche eine Entschädigung erwarten. Faktisch ist dies jedoch aktuell nicht oder nur in äußerst begrenztem Umfang möglich. Mit dem so eingesparten Budget könnten die Vorstände der Vereine und Geschäftsführer der GmbHs möglicherweise deutlich ruhiger schlafen, und es bliebe vielleicht sogar etwas übrig, um es in die Infrastruktur der Organisation zu investieren. Für den überwiegenden Teil der Beteiligten ist Football in der Regel einfach nur ein Hobby. Betreibe ich beispielsweise Modellbau als Hobby, wird mich dafür auch eher niemand bezahlen, damit ich mir Flugzeuge, Schiffe usw. leisten kann. Diese Thematik erscheint aus meiner Sicht deutlich gravierender als die Gründung der ELoF oder die Corona-Pandemie und betrifft beide Systeme gleichermaßen.