Unwissender hat geschrieben: ↑Do Okt 23, 2025 09:54
Eine europäische Liga würde Sinn ergeben, wenn es überall in Europa ein wenigstens halbwegs ähnliches Niveau gäbe, das einen internationalen Vergleich reizvoll macht. Gibt es aber nicht. Deutschland, Österreich, Ende der Aufzählung. Teams aus Polen, Ungarn, der Türkei oder Schweiz mitzuschleifen, um es internationaler nennen zu können, ergibt sportlich einen geringen und wirtschaftlich gar keinen Sinn. Und bevor Du mit Nordic Storm kommst: Ohne das Top-Importpersonal aus anderen Franchises wäre da sportlich nicht halb soviel losgewesen. Am Ende gibt es europaweit zu wenig Leistungsdichte, als dass eine Europaliga sinn ergeben würde.
...nimm einfach mal die gute alte zeit kurz vor der elf und ersetze "europa" durch "deutschland", "deutschland und österreich" durch "hall und braunschweig", "polen, ungarn, türkei oder schweiz" durch "kirchdorf, marburg, saarland und kiel" und "nordic storm" durch "universe". merkste was?
das ist sowas von analog dazu, bis hin zu den insolvenzen...
Unwissender hat geschrieben: ↑Do Okt 23, 2025 09:54
Nennt mich gerne Hater: American Football ist und bleibt in Deutschland und Europa eine Randsportart und über ein solches Nischendasein wird man nicht hinauskommen. Auch nicht mit viel Geld, auch nicht in 30 Jahren.
logische folge: immer so weiter wie vorher? genau deswegen kam der verband und der af in deutschland schon mal 30 jahre lang nicht wirklich weiter. ich finds gut, dass es jemand mal anders versucht hat. allerdings nicht, wie es gemacht wurde.
Unwissender hat geschrieben: ↑Do Okt 23, 2025 09:54
Was man dagegen haben kann? Eine ganze Menge. Sieht man sich nur das Beispiel der Gründung der ELF an. Ein paar selbsternannte Retter des Footballs mit etwas Geld in der Hand gründen eine Liga und versprechen, alles professioneller, besser, toller zu machen, als die nationalen Ligen. Weil aber Spieler nicht auf Bäumen wachsen wird aber erstmal und auch in der Zukunft ordentlich in allen halbwegs gut entwickelten Footballteams und Jugendprogrammen in Deutschland geräubert: Spieler werden, teils mitten in der laufenden Saison für ein paar Euro Spritgeld aus ihren Teams heraus recruited, die besten Jugendspieler werden unter großen Versprechungen vom Profi-Traum in die Liga gelockt. Das war kein "wir wollen hier was entwickeln und mit den bestehenden Strukturen zusammenarbeiten", sondern es war ein "Hallo GFL, gib mir alles, was an dir gut ist, ich kann damit viel besser umgehen als Du".
das "wir wollen hier was entwickeln und mit den bestehenden strukturen zusammenarbeiten" kam. nur hat der verband unter könig rh dem ersten direkt und radikal jede zusammenarbeit abgelehnt und zu anfang spieler, trainer und refs sanktioniert, wenn sie wechselten. und das nur, weil man sich nicht dem verband organisatorisch und finanziell unterordnen wollte. so blöd war dann allerdings doch keiner bei der elf. den spielern und coaches war es egal, was der verband angedroht hat. aber nicht wegen irgendwelcher versprechungen, sondern wegen der von dir korrekt benannten unzufriedenheit mit der entwicklung des sports.
Unwissender hat geschrieben: ↑Do Okt 23, 2025 09:54
Mit der Art und Weise hat man natürlich tiefe Gräben gebuddelt zu Menschen, die teils seit Jahrzehnten ihr Herzblut und ihre Freizeit in den Vereinssport, die Jugendarbeit o.ä. gesteckt haben. Da braucht man sich glaube ich kaum wundern, dass es Leute gibt, die für die ELF oder EFA nie im Leben einen guten Wunsch übrig haben werden. Schau dir beispielsweise mal an, wie es in *öln bei den Flacons/Centurions gelaufen ist. Anfangs hat man große Reden geschwungen, wie hervorragend man zusammenarbeiten möchte, wie alle davon profitieren werden, Synnergieeffekte bla bla bla. Und jetzt? Die Irgendwo Centurions sind die Lachnummer der Liga und die Flacons sind glaube ich gerade aus der Regionalliga abgestiegen, treten nicht mehr in der GFLJ an und suchen aktuell in den sozialen Medien fleißig nach Coaches und überhaupt Menschen, die in dem Verein noch mitmachen möchten. Mein Tipp: Die Stellen nächstes Jahr nicht mal mehr eine Mannschaft. Hat sich gelohnt, diese Kooperation.
volle zustimmung. definitiv keine gute sache. das kann man wohl in der hauptsache demjenigen zuschreiben, der für die franchise "verantwortlich" war. und das war zk, da wurden ja auch andere dinge nicht bezahlt und andere versprechungen nicht eingehalten. ändert nichts an der eigentlich guten idee, aber die umsetzung war beschissen. den typen gehört man echt mal dafür ranzunehmen.
Unwissender hat geschrieben: ↑Do Okt 23, 2025 09:54
Und das alles hat ja nicht etwa so funktioniert, weil die ELF so reizvoll war(am Anfang war sie nur ein Versprechen, eine Idee), sondern vor allem aus zwei Gründen: Im AFVD gibt es massive Unzufriedenheit mit der Führung unter Huber und das Versprechen, es besser zu machen als er, nahm man erstmal nahezu jedem ab, der glaubhaft machen konnte, eine Vision zu haben wie es gehen könnte. Und Zweitens: Weil die GFL auf eine derartige feindliche Übernahme gar nicht vorbereitet war. Gegenbeispiel Fußball: Wenn Du dort einen Jugendspieler verpflichtest, zahlst Du eine mitunter saftige Ausbildungsentschädigung. Das bringt dem abgebenden Verein zumindest eine gewisse Kompensation. Außerdem gibt es einen funktionierenden Weltverband, der über Spielerwechsel wacht: Es gibt feste Transferfenster, die für alle gelten. Mitten in der Saison einen Spieler verpflichten? Kannst Du machen, einsetzen darfst Du ihn erst wieder nach der nächsten Registrierungsphase. Mit solchen Bedingungen hätte die ELF vermutlich kaum je den Spielbetrieb beginnen oder aufrecht erhalten können, oder zumindest wäre es erheblich teurer geworden. Ob man das unter den Bedingungen überhaupt gewollt bzw. versucht hätte? Fraglich.
So oder so: Es wurde dem Vereinsorganisierten Football ein erheblicher Schaden zugefügt. Insbesondere viele der besten Spieler sind gegangen, was dem sportlichen Niveau und gleichsam der Spannung und Vermarktbarkeit der GFL natürlich ordentlich geschadet hat. Ob Potsdam so dominant wäre, wenn es die Stuttgart Unicorns nicht gäbe? Fraglich.
bei der unzufriedenheit bin ich wieder voll bei dir. erst die langjährige verbandsführung hat es ermöglicht, dass so viel widerwillen vorhanden war, dass der schritt zur elf gegangen werden konnte. und man hatte das lagebild verbandsseitig unterschätzt, dort glaubte man einfach nicht, dass die tatsächlich sowas in diesem umfang starten könnten.
und ich verstehe auch die enttäuschung der leute, deren ehrenamtliche arbeit im verein keine früchte trägt, weil die spieler dann wechseln oder besser abgeworben werden. nur erstens gehört ein spieler nicht einem verein, sondern entscheidet frei und zweitens ist es für den verein in der unteren liga recht wurscht, ob einer in der elf oder die gfl geht. weg ist weg und es gibt nix dafür.
ausbildungsentschädigungen sind auch kein gesetz im sinne des bgb, sondern eine freiwillige vereinbarung, die man durch mitgliedschaft in einem verband akzeptiert und einhalten muss. eine elf steht aber außerhalb des verbandssystems, insofern hätten auch festgeschriebene ablösen schlichtweg nicht verpflichtend gegolten.
man hätte sich nur auf eine art "vorbereiten" können: durch eine für spieler und coaches attraktive liga. und da wären wir schon wieder beim problem...
Unwissender hat geschrieben: ↑Do Okt 23, 2025 09:54
Und wie oben schon erklärt: eine europäische Liga die mehr als Deutschland und Österreich umfasst, wird nicht funktionieren. Die Voraussetzungen dazu fehlen einfach. Was bis hierhin erreicht wurde, wurde erreicht, weil Menschen mit Kontakten eine erhebliche Menge Geld aufgebracht haben, damit es funktioniert. Dieses Konstrukt hat sich aber zu keinem Zeitpunkt selbst wirtschaftlich nachhaltig getragen und wird aufhören zu funktionieren, sobald das Geld aufhört zu fließen.
Sprich: Selbst wenn man zu dem Ergebnis kommt, die ELF ist das bessere Produkt als die GFL (die bessere Vermarktung hat sie, gar keine Frage), ist sie das auch, weil sie die GFL im Zuge ihrer Entstehung massiv geschwächt hat. Und in einem Wettlauf ist es naturgemäß viel leichter, wenn ich zu Beginn des Rennens meinem Konkurrenten seine Schuhe klaue und ihn barfuß laufen lasse.
Wo aber die GFL unter der neuen Führung, die inzwischen durchaus einiges richtig macht, heute wäre, wenn sie sich nicht mit der ELF um die Aufmerksamkeit streiten müsste, kann man doch gar nicht sagen.
Ich war anfangs großer Enthusiast für die ELF und fand die Vorstellung spannend, dass das funktionieren könnte und, wenn man eine gewisse Größe mal erreicht hätte, ein organisches Wachstum möglich gewesen wäre, wenn beispielsweise die frühen Wunschgedanken (Kooperation mit der NFL) dann irgendwann umgesetzt worden wären. Ja, würde das je funktionieren, hätte mich das unglaublich gefreut.
Aber inzwischen denke ich: Je früher ELF/EFA scheitern und den Deckel drauf machen, desto eher wird sich das Niveau im GFL-Football wieder steigern und dann vielleicht auch eine bessere Chance auf eine gute öffentliche Wahrnehmung haben.
kann ich dir größtenteils nur beipflichten.
nur hatte die gfl über jahrzehnte die chance, es besser zu machen. das föderale verbandssystem und die rolle einzelner menschen haben das aber verhindert. ich begrüße es als freund des deutschen af ausdrücklich, dass man seitens der gfl und des verbandes jetzt endlich anstrebt, was schon ewig aufgeschoben wurde. nur sehe ich in den aktuellen maßnahmen nur einen kleinen schritt, die ebenso wichtigen dinge (nivellieren des leistungsdeltas, chancengleichheit, financial fairplay) warten noch auf eine umsetzung.
wo ich dir widerspreche: die elf hat mehr für das angleichen des leistungsniveaus der gfl getan als alle anderen maßnahmen. vor corona konntest du zumindest im süden vor der saison schon die abschlusstabelle der gfl vorhersagen, jetzt ist man more competitive und es geht enger zu. war zwar nicht der gewünschte leistungsschub nach oben für die schwächeren teams, sondern ein "runterkommen" der starken teams, aber es macht mehr laune, ein umkämpftes spiel auf gemäßigtem niveau anzusehen als ein schlachtfest eines top-teams, das den bodensatz der division aufkehrt. this is also valid for elf.
ich sehe aber immer noch eine perspektive für eine europäische liga mit entsprechender medialer präsenz, nur wird das aktuell auch nicht einfacher...
@barfly: auf argumente eingegangen: check!
