Prime hat geschrieben:... Was dort momentan fehlt, ist ein Impuls. So wie es ihn in Kiel zum Beispiel gegeben hat...
Wenn wir auf Impulse von außen warten, können wir warten bis wir schwarz werden. Die wird es nicht geben. Was soll denn ein Impuls von außen sein? Ein Dirk Nowitzki des deutschen Footballs? Angie ruft das Jahr des American Footballs aus?
Impulse können nur vom Football selbst ausgehen. Von den Akteuren in den Vereinen, von Funktionären in Verbänden. Das heißt lange, harte, anstrengende Arbeit. Ein renoviertes Stadion in BS führt auch nicht zu mehr Zuschauern. Du musst es auch noch vermarkten und Zuschauern einen Mehrwert klarmachen.
Grundsätzlich hat Raynor mit vielen seiner Aussagen meiner Meinung nach Recht. Das Gefälle ist jetzt extremst.
Warum haben wir in Kiel z.B. unsere Zuschauerzahlen gravierend nach oben schrauben können?
Weil wir uns im Winter hingesetzt haben, tausend Stunden diskutiert und Ideen entwickelt haben. Manche Ideen waren gut, manche weniger. Zusätzlich haben wir uns noch externe Hilfe besorgt, die viel mehr Erfahrung im Bereich Vermarktung AF hat als wir selbst. Diese Ideen, Erfahrungen sind auch noch in die Konzepte eingeflossen.
Was war das Resultat? Eine umfangreiche Marketingkampagne mit weit mehr als 100 Promoauftritten in Kiel und der Region, mit Auftritten in Medien wie
Printmedien:
- regionale Tageszeitung (tägliche Berichterstattung) + einmalige Sonderausgabe "Canes Football" an 250.000 Kieler und Umland mit 20 Seiten
- Kieler Stadtmagazine mit monatlicher Berichterstattung
- punktuell im Radio (RSH, delta)
- einmalige Berichterstattung NDR-Fernsehen
Promoauftritte:
- mehr als 100 Promoauftritte im Zeitraum April - September auf möglichst allen Veranstaltungen wo sich Massen rumdrücken.
- Promos in allen belebten Einkaufsmalls und Einkaufscentern (regelmäßig)
- Anschaffung einer grossen 2 x 3 Meter aufblasbaren Torwand (passt in jeden Kombi + Steckdose reicht zum Aufblasen). Eyecatcher, bei Kindern total beliebt.
- Kinospot: 5 Monate lang lief im Cinemaxx ein Canes-Kinospot
- diverse andere Dinge: Straßenplakate, Firmentickets (besonders an Firmen ran, die viele Mitarbeiter haben). Können Firmen klasse als Incentive an Mitarbeiter geben und sich als sozialer Arbeitgeber zeigen.
- ran an Orgas, wo grosse Anzahl Leute organisiert sind (ADAC, Malteser etc.)
- Gamedayorga: Im Winter haben sich Leute hingesetzt und Events am Spieltag geplant. Alles was aus der Luft kommt, fahren Leute komplett drauf ab.
Ticketing:
- Wir haben am Anfang Freikarten wie blöde rausgehauen. Warum?
Volles Stadion = geile Atmo = macht die Interessant für Sponsoren.
Beispiel: gegen Dresden waren 60.000 Freikarten im Umlauf.
Wie? Über Partner, direkte Kontakte (Strand, Kneipentouren, Mensa, Uni, McDrive - Tickets in der Tüte etc...)
Ist der Gedanke aufgegangen? Ja, weil wir dadurch Zugang zu Sponsoren gefunden haben, die uns vorher gar nicht kannten und für die eine entsprechende Zuschauerzahl von Interesse ist. Durch die komplette Penetration mit Werbung, Promos, Berichterstattung und direkte Kontakte werden die Leute einfach auf dich aufmerksam.
Kosten für all diese Maßnahmen:
Printmedien: 0 €.
Wie geht das? Finde Partner, die mit dir werben wollen und die Maßnahme bezahlen. Kenne die Entscheider bei den entsprechenden Medien, einladen, betreuen und begeistern...
Promokosten:
- Druckkosten auch auf Partner abwälzen
- verbleiben Kosten für Promopersonal
- aufblasbare Torwand: einmalig ca. 2.500 €
Freikarten:
- Druckkosten auf Partner abwälzen
- Verteilung durch Partner
- Kosten für Promopersonal
Kinospot:
- 5 Monate = 400 € pro Monat + einmalig Produktion (kann man auch Partner für gewinnen, in dem zum Schluß Sponsorenlogos mit eingebunden werden.)
Gameday:
- suche Events die geil sind und nichts kosten (z.B. Bundeswehr fliegt mit ner Seaking - ist für die Promo)
- lade Cheerleader aus ganz S-H ein
- Nachwunschbands - mach ein Contest drauss, finde einen Presenter und fördere den Gewinner des Contests mit einem Plattenvertrag
- und und und
Ergebnisse:
- man braucht keine NFL-Millionen um für Football zu werben. Geht auch mit weniger Kohle, wenn du Partner findest.
- was du brauchst sind Ideen und Zeit
offene Fragen / Probleme:
Warum lässt die Zuschauerzahl gegen Ende der Saison nach?
Drastisch weniger Freikarten und weniger Marketing gemacht, da BS leider kurzfristig verschoben wurde und für Playoffs nur 5 Tage Zeit blieb.
Muss besser werden zukünftig.
Zeitaufwand?
Als Ehrenamt niemals leistbar. Brauch man gar nicht erst versuchen, entweder lässt du dich nach drei Wochen einweisen oder es geht komplett in die Hose.
Und das ist das Problem des deutschen Footballs. Hier wird fast alles ehrenamtlich gemacht. Deshalb wird es in dieser Orgaform auch niemals nachhaltige Fortschritte geben.
betriebswirtschaftliches Ergebnis:
Das Jahr ist zwar noch nicht vorbei, aber das Ergebnis wird nicht rot sein. Es wird auch kein riesiger Gewinn entstehen. Trotz vieler Invests und Ausgaben, die abseits vom Sport getätigt wurden, haben wir jetzt eine ganz andere Ausgangsbasis als in der Vergangenheit.
Zukunft:
Jetzt gilt es die Früchte der Arbeit zu ernten, Zuschauerzahlen weiter steigern, neue Sponsoren gewinnen und den Erstaufwand zu reduzieren.
Partnerschaften mit Radiosendern finalisieren und Zugang zu regionalen Fernsehprogrammen zu entwickeln (SAT 1 regional, RTL Nord live, N3).
Darüber hinaus müssen wir unser Jugendprogramm nachhaltig verbessern.
Wird das alles Aufgehen oder werden wir Schiffbruch erleiden?
Keine Ahnung. Eines aber ist gewiss. Hier sind einige Leute am Start, die vor allem ihr Herzbut einbringen und gewillt sind langfristig zu denken und zu arbeiten. Am Ende eines Jahres müssen natürlich auch immer die Zahlen stimmen und man muss sich kritisch fragen "was war gut, was war murks".
Wunsch:
Was auch immer bei uns passieren wird, wir sind 1000% überzeugt, dass Football nur auf diesem Wege weiterzubringen ist. Die Alternative des Ehrenamtes mit total begrenztem Zeitaufwand und dann limitierten Möglichkeiten bringt den Football auf jeden Fall nicht weiter. Vielleicht sind wir dämlich und total naiv, aber wir glauben zumindest daran und versuchen es entsprechend.
Um auf den einführenden Satz von Prime einzugehen: Der Impuls waren wir selbst.
