Nun zum Inhalt:
Fighti hat geschrieben: ↑Mo Jul 03, 2023 12:22
Dich stört, dass die auf College-Level ausgebildet sind.
Yep, das ist der einzige relvante Unterschied. Speziell die USA "produziert" über das Konstrukt der "college athletes" jährlich Tausende davon. Wenn jemand aus den Resten (die NFL, CFL etc. nicht wollen) eine Liga zimmern will, die auf ansehnlichem Niveau Football Unterhaltung bietet, kann das gerne überall gemacht werden, auch in Deutschland.
Aber ist gibt keinen Grund eine solche Liga dann an das in Deutschland priviligierte und staatlich subventionierte Vereinswesen anzuflanschen.
Fighti hat geschrieben: ↑Mo Jul 03, 2023 12:22
Außer wir machen einen harten Salary-Cap und eine Talentverteilung nach amerikanischem Modell (was in der ELF schon wischiwaschi wirkt und im Amateursport erst recht nicht durchführbar ist) wird es im europäischen Sport dahingehen, dass diejenigen, die höhere Budgets mit guter Scouting-Arbeit kombinieren, die besseren Chancen haben. Es gibt aber auch solche, die dir immer wieder gute Amis ausgraben ohne ein besonders hohes Budget zu haben und andere, wo du das Gefühl hast, außer Europlayers kennen die nichts. Gibts alles. Und dann musst das ja auch noch gut coachen, damit das funktioniert (Hallo Hildesheim 2019).
Die Sport Strukturen in den USA sind auch nur mit sehr speziellen Ausnahmegenehmigungen (aus historischen Gründen und mittels viel Lobbyarbeit) zustandegekommen. Der "Amateurbereich" steht strukturell auch auf tönernen Füßen, "student athletes" sind ein abenteuerliches rechtliches Konstrukt. NIL sorgt zusammen mit den Transfer Portal gerade dafür, dass ein Menge in Bewegung kommt bei dem man nicht absehen kann wie es diese Stukturen (bis hin zur NFL) verändern wird.
In Europa wird es so etwas meiner Ansicht nach nie geben. Aber es gibt etablierte langfristig tragfähige Konzepte. Dazu braucht es eigentlich nur einen handlungsfähigen Verband (inklusive kooperierende Landesverbände und Vereine).
Was man m.E. will, ist entsprechend der Popularität ein steigendes Niveau an Ausbildung in Europa (sofern die Sportart von den Jugendlichen weiterhin nachgefragt wird). Wer als Erwachsener noch spielen will und kann, sucht sich dann in der Ligenhierachie das Niveau auf dem er/sie mithalten kann.
Wenn dann in der Spitze ein Niveau erreicht wird, in dem dann auch ohne Entwicklungshelfer aus dem College System sowas wie (semi-)professioneller Sport betrieben werden kann, dann kann es eben auch eine echte (Semi-)professionelle Liga geben, die dann auch ohne künstliche Begrenzungen nicht zur oben angesprochenen US-Liga in Deutschland wird. Solange dieses Niveau nicht da ist, braucht du die Begrenzungen.
Die GFL hat diesbezüglich halt den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht. Für die existierende Nachwuchsarbeit war die GFL zu groß (da kann man Skao durchaus recht geben). Wäre vielleicht langsam besser geworden, wenn die ELF das Ganze nicht nochmal um 50% aufgebläht hätte. Das wirft die GFL Strukturen natürlich erstmal um Jahre in der Entwicklung der Spitze zurück.
Fighti hat geschrieben: ↑Mo Jul 03, 2023 12:22
Und wenn das schon so läuft, dann will man doch lieber jemanden sehen, der College gespielt hat und Qualität in der Liga mitbringt.
Dann schau dir lieber die diversen US Ligen an. Die GFL sollte anstreben das Niveau in Deutschland/Europa anzuheben, nicht eine im Kern US-Liga in Deutschland zu unterhalten. Verständlicherweise will man das bereits erreichte Niveau trotz ELF nicht unnötig tief sinken lassen, aber mehr College Spieler sind dabei m.E. eine Sackgasse. (Dabei meine ich jetzt nicht die Europäer, die sich in den Colleges versuchen, es nicht zum US-Profi schaffen und in Europa noch etwas weiterspielen wollen. Die muss man in dem Gefüge auch noch unterbringen aber üblichwerweise entscheidet bei denen primär die berufliche Zukunft, wo sie vielleicht nebenher noch etwas spielen und nicht ein paar Hunderter mehr oder weniger bei irgendeinem Team am anderen Ende der Republik.)
Fighti hat geschrieben: ↑Mo Jul 03, 2023 12:22
Gleiches Problem im Grunde genommen bei der ELF: wenn das die beste europäische Liga sein soll, dann will ich da die bester Spieler sehen, die man in Europa mit Etat x zusammenbekommt. 40 Ungarn gegen 40 Deutsche holt mich nicht ab, wenn die Ungarn das Level nicht haben und die 40 Deutschen nur die sind, die nach Leipzig und Köln sind weil sie bei den besseren Teams nicht unterkamen.
Das ist ein Problem, welches die ELF lösen muss. Die will es auf dem amerikanischen Weg (Salary Cap, Produktpräsentation geht vor Sport, Standortwahl nach Marktgröße/potential) versuchen.
Deshalb wurde Hall in der ELF abgelehnt auch wenn man dort (m.E. auch jenseits der double passports) gut gewirtschaftet hat und bereits ein Teil der Spieler & Coaches ausgereicht hat, um der ELF ein zusätzliches der wenigen Topteam zu bescheren (von denen die Liga ja praktisch keine neuen hat - struktuell ist das immer noch was man aus GFL/AFL komplett oder teilweise übernommen hat - letztlich auf vergleichbarem Niveau wie die Vorläufer).
Die GFL operiert dagegen mit einer Ligagröße, von Vereinen die (vermeintlich) ein ähnliches Niveau erreichen können und läßt Auf-und Abstieg den Rest regeln. Der klassiche europäische Weg.
Bei den tatsächlichen Rahmenbedingungen hätte man die GFL 1 (vor der Gründung der ELF) auf 6 bis 12 Teams eindampfen müssen. Da hat man stattdessen halt darauf gesetzt, dass mit der Zeit ein steigender Pool lokaler Spieler das ausgleicht. Nicht völlig dumm, wenn man bedenkt, dass einige Teams ja nur dank größerer Mäzen/Sponsoren-Geldflüsse oder riskanter Verschuldung auf hohem Niveau lebensfähig waren (also nicht mit dem Beitrag der Vereinsmitglieder, den Zuschauereinnahmen und dem Sponsoring der lokale Sparkasse auskommen konnten

) und mehr Teams auch mehr Stabilität bedeuten.
Fighti hat geschrieben: ↑Mo Jul 03, 2023 12:22
Es ist mir bei der NFL auch komplett egal, wenn die Spieler der Chiefs aus Florida oder Kalifornien kommen statt aus Missouri.
1. Die Hälfte der Zuschauer aus Europa weiß doch noch nicht einmal wo Missouri liegt, geschweige denn, was Missouri denn von Michigan oder Montana unterscheidet. Gut, solange auch der US(ex-)Präsident nicht weiß, in welchem Bundesstaat die Chiefs beheimatet sind, ist kein relvant wichtiges Kriterium

.
2. Auch drüben finden es die Amis selbst mitunter knorke, wenn einer der Stars aus dem Bundesstaat kommt oder zumindest um die Ecke zur Uni ging. Und wenn es mal ein local hero über einen open tryout für gerade mal 3 Saisons (insgesamt ein gefangener Pass) in ein NFL Team schafft, setzt ihm Hollywood gleich ein filmisches Denkmal. Wie lange war noch die durchschnittliche NFL Karriere? Dreieinhalb Jahre? Da bleiben ohnehin fast nur Franchise QBs zur langfristigen Identifikation. Aber die USA sind kulturell ohnehin viel mehr auf "Stars" gepolt. Da adoptiert der Texaner auch schon mal einen Deutschen mit slawischem Nachnamen.
3. Wenn überhaupt keiner der Stars mehr aus den USA stammen würden, wären die Stadien auch dort vermutlich trotzdem leer.
Keine Ahnung wieviele Leute hier zu einer Liga rein aus Div III Amis ins Stadion gingen. Trotz besserem sportlichem Niveau im Vergleich zu ELF und GFL.
Die NFLE war jedenfalls ein massives Zuschussgeschäft, obwohl das über Jahre Football auf einem Niveau war, an das ELF auf GFL vermutlich
nie heranreichen werden. (Und dies, obwohl ich immer mal wieder höre, wie ex-US Spieler der NFLE klagen, wie schlecht man sie in der NFLE behandlt hat. Da hat die NFL anscheinend auch eingespart, was nur irgendwie ging.)
Fighti hat geschrieben: ↑Mo Jul 03, 2023 12:22
Am Ende will man guten Football sehen und da hat Braunschweig - Dresden oder Frankfurt - Schwäbisch Hall durchgehend mehr Spaß gemacht als seinerzeit der Abstiegskampf zwischen Huskies und Adler oder Mannheim gegen Franken. Und das lag halt vor allem an der Qualität der Spiele und der Spieler.
Das ist dann aber die reine Konsumentensicht. Dann sind doch alle Wettbewerbe von drüben (NFL, NCAA, USFL, XFL und CFL) ideal für dich. Was brauchst du dann überhaupt noch Spiele mit "europäischen Nichtskönnern" hier vor Ort?