skao_privat hat geschrieben:Mal die Frageus der Ferne: wie weit polarisiert diese Frage in Kiel? Klar ist ist, das man wenn man von dem Bau profitieren möchte, auch Flagge zeigen muss. Ich kann nicht sagen wieso, aber dennoch irritiert mich der Anblick eines Sportvereins (grundsätzlich, also nicht auf Kiel bezogen) in einer so trennenden Frage immer noch.
Letztlich wird es schwerlich auf einen Kompromiss hinauslaufen und es wird so oder so Verlierer geben.
Wie sind jetzt in diesem konkreten Fall die Verhältnisse verteilt?
Ich teile Deine Ansicht in der Hinsicht, dass es problematisch ist, sich als Verein an einer politischen Kampagne (die es ja eben ist) zu beteiligen. Da sollte man sich eigentlich heraushalten. Es bleibt der fade Beigeschmack, die Canes würden die Zerstörung der Natur aus reinem Eigeninteresse gut heissen oder zumindest billigend in Kauf nehmen.
Die Verhältnisse sind folgendermaßen verteilt: Politisch hat die Ansiedlung von MK in Kiel und an dieser Stelle eine klare Ratsmehrheit von CDU, SPD und sogar den Grünen (!). Nur hat eben auch diese Mehrheit (und davon ist man sicher zu diesem Zeitpunkt nicht ausgegangen) das Instrument des "Bürgerbegehrens" verabschiedet, die eben nun dazu führen kann, dass das ganze langfristig geplante Projekt den Bach runtergeht. Die Stadt Kiel war Eigentümer der Parzellen, hat die Nutzer sehr, sehr großzügig dafür entschädigt, die Pachtverträge zu kündigen. Das Grundstück wurde an MK verkauft, der Bau hätte eigentlich schon 2013 beginnen sollen. Dann kam das Bürgerbegehren, nun der Bürgerentscheid, dessen Ergebnis bindend und nicht zu widerrufen ist.
Die Canes würde insofern profitieren, als dass sich MK als Sponsor in Sachen "Stadionprojekt" involvieren würden, was im Umkehrschluss aber nicht hiesse, dass sie es bei Scheitern des Projektes nicht machen würden. Vermutlich nur in sehr viel kleinerem Rahmen. Von daher sind die Bemühungen der Canes nachvollziehbar, aber eben auch mit "Geschmäckle". Wobei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden sollte, dass die angebliche Naturzerstörung, wie sich von den Gegnern gern thematisiert wird, an den Haaren herbeigezogen ist. Es handelt, oder besser es handelte (inzwischen nur noch Brachland) sich bei dem Areal um Schrebergärten, nicht um einen dichten Urwald, in dem zig vom Aussterben bedrohte Tierarten ihr zuhause haben/hatten. Gern wird auch die "Grüne Lunge" zitiert, die in Kiel eigentlich einem anderen Forst zugeordnet wird. Wie gesagt, es waren Schrebergärten. Viel Rasen, ein paar Obstbäume. Keine 200 Jahre alten Eichen, keine bedrohten Schnecken- oder Froscharten, die es in den umliegenden Sümpfen nicht auch tausendfach gibt.
Ja, es ist immer schade, Grünland zu versiegeln, aber das MK-Konzept sieht eben vor, sehr viel Grün auf und um die Gebäude herum zu erhalten, bzw. zu gestalten. Ein wirklich gutes Konzept.
Einen Kompromiss wird es nicht geben. Der Bürgerentscheid ist bindend. Inwiefern es Kiel polarisiert, kann ich nicht einschätzen. In der Lokalpresse schafft man es zumindest immer in die Headlines. Unter den Canes-Fans gibt es zumindest solche, die dem Verein Unmoral vorwerfen, man hätte seine Seele an MK verkauft. Der "gemeine" Kieler mag das alles mit gemischten Gefühlen sehen. Genau neben dem gedachten Standort steht ein IKEA-Haus, man kann nun darüber streiten, ob das Sinn macht.
Time will tell. Auch wenn das Votum Contra MK ausgeht, werden die Canes nicht untergehen. Es wird dann alles nur etwas schwieriger.