Also, nachdem ich die NFL Europa in den letzten vier Jahren medientechnisch begleiten durfte, muss ich mal gestehen, dass ich schon viel früher mit einer Schließung gerechnet hätte. Denn leider hat die Liga schon seit einigen Jahren einfach ihren Sinn, jedenfalls aus Sicht der Geldgeber, verloren.
Sicher sind für die Owner der NFL die 30-40 Millionen Verlust in diesem Jahr keine wirklich große Summe. Aber die Liga hat ja noch in keinem einzigem Jahr seit Bestehen schwarze Zahlen geschrieben und so summieren sich die Gesamtverluste insgesamt auf mehr als eine halbe Milliarde Dollar. Und das man als Owner in ein Fass ohne Boden nicht immer weiter Geld pumpt, sollte auch dem größten Fan klar werden. Die Owner sind letztendlich Sportfans mit einem Businesshintergrund. Sie wollen Geld einnehmen, nicht verlieren.
Darüber hinaus erhalten die Owner auch schon seit einigen Jahren keine echte Gegenleistung mehr. Außer dem Markt Deutschland haben alle anderen Märkte in Europa die Liga nicht angenommen und auch in Deutschland hat sich beispielsweise Köln weiterhin sehr schwer getan. Unter der Hand bekommt man zu hören, dass die Liga in diesem Jahr mehr als 30 Prozent mehr Zuschauer hätte erreichen müssen, um ein Fortbestehen zu sichern. Und das hat man, trotz Zuwachs, einfach nicht geschafft. Und die angestrebten Fernsehzeiten hat man halt auch nicht bekommen, da die ARD halt lieber weiter Springreiten oder Segeln anstatt Football übertragen hat.
Auch hatte die Liga seit längerer Zeit die Funktion als Entwicklungsliga für Spieler verloren, insbesondere seit die Headcoaches der NFL Teams dazu übergegangen sind, nicht mehr ihre 3rd Stringer für mehr Spielzeit nach Europa zu schicken, sondern nur noch irgendwelche Street Free Agents für die NFL Europa zu signen und das auch nur, weil sie auf diese Weise mehr Roster Spots für ihr NFL Team sichern konnten. Die Talente oder Nachwuchsspieler hält man lieber direkt in den Mini Camps auf dem amerikanischen Festland und kann so mit ihnen ordentlich trainieren und im September relativ frisch in die NFL Saison starten, ohne dass sie bereits 10 Spiele in den Beinen haben. Wirklich geschafft haben es in den letzten Jahren leider immer weniger Spieler. Dazu kommt dann noch das steigende Interesse an Arena Football und auch die CFL bietet sich natürlich an, Spieler zu beobachten und zu entwickeln.
Zuletzt ist es aber wohl so, dass die NFL Europe mit Paul Taglibue neben Gene Upshaw ihren größten Fürsprecher verloren hat. Während Upshaw als Chef der Spielergewerkschaft natürlich darauf bedacht war, möglichst viele "Arbeitsplätze" zu schaffen, war die Liga schon immer ein Kind von Taglibue. Nun ist dieser seit letztem Winter in Rente und Goodell hat nicht lange gefackelt, die Totgeburt endgültig zu schließen. Goodell hatte es ja noch nicht einmal nötig zum Worldbowl zu erscheinen, während er im letzten Jahr noch neben dem alten Commisoner Platz auf der Pregame Pressekonferenz Platz genommen hat. Aber schon damals war bemerkenswert, wie Taglibue von der NFL Europa, Goodell dagegen über sein Projekt "Regular Season Games outside of the US" geschwärmt hat. Ich hätte damals allerdings noch nicht gedacht, dass sich diese beiden Ideen gegenseitig exkludieren. Aber man lernt ja nie aus
Letztendlich bleibt nur die Frage, wo werden die Fans nun hinziehen. Ich befürchte nur, die langen nicht bei GFL Spielen, sondern irgendwo beim Eishockey oder Basketball.