Soooo viele Spieler auf dem Feld! Und was tun die alle?
Also zuerst einmal sind beim American Football (ausgenommen in der kanadischen Profi-Liga CFL und in Hallen-Varianten) nicht mehr Spieler auf dem Feld als beim Fußball auch, nämlich elf pro Team.
Diese können grundsätzlich in ein "angreifendes" (Offense) und ein "verteidigendes" (Defense) Team eingeteilt werden. Ich setze bewußt die Anführungszeichen, denn Teile der Offense haben auch ab und zu eine verteidigende Funktion, während Teile der Defense oft einen Angriff ausführen.
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Aufgabe der Offense ist es, Raumgewinn zu erzielen. Maximalziel ist das Eindringen in die Endzone des Gegners.
Die Offense kann man quasi in zwei Gruppen unterteilen: Die Offensive Line und die Offensive Backs. Center, Guards und Tackles bilden die sogenannte Interior Line, die eigentliche Offensive Line. Der Tight End steht oftmals direkt bei der Offensive Line, gehört aber eigentlich nicht dazu.
Offensive Backs sind Quarterback, Running Backs und Wide Receiver.
Der Center ist nicht nur der einzige Spieler der Offensive Line, der den Ball berühren darf, sondern auch der einzige Spieler des gesamten Teams, der den Ball bei jedem Spielzug berührt. Es ist nämlich dafür zuständig, den Ball ins Spiel zu bringen. Das geschieht durch den sogenannten Snap, bei dem der Center den Ball durch die Beine nach hinten weitergibt - meistens an den Quarterback, oft aber auch an Holder oder Punter.
Doch damit nicht genug: Da der Center in den meisten Angriffsformationen direkt vor dem Quarterback steht, ist er unmittelbar für dessen Schutz verantwortlich. Der Center muß also nicht nur stark sein und gutes Fingerspitzengefühl haben, sondern er muß auch schnell sein und höchst konzentriert seine Aufgaben bewältigen.
Die Guards stehen unmittelbar links und rechts vom Center. Ihre Aufgaben ähneln denen der Tackles - aber die Guards müssen schneller sein. Oft ist es ihre Aufgabe, eine "Schneise" in die Mitte der Verteidigung zu brechen, durch die der Running Back brechen kann.
Bei Paßspielzügen müssen die Guards dem Quarterback die nötige Zeit verschaffen, um den Ball an den richtigen Mann zu bringen.
Guards werden auch oft bei Täuschungsmanövern eingesetzt, in denen sie beispielsweise durch bestimmte Bewegungen die Verteidiger hinter sich her- und vom Ballträger weglocken.
Die Tackles stehen auf den Außenseiten der Guards und bilden damit jeweils das Ende der Interior Line. Sie sind meist die größten und schwersten Spieler der Mannschaft. Sie bekommen zwar niemals Ballkontakt, dafür aber oft genug Kontakt mit dem Gegner. Sie sind die "Bullen" der Offense und blocken für Ballträger den Weg frei und schützen den Quarterback bei Paßspielzügen.
Trotz ihres meist hohen Gewichtes müssen sie sehr reaktionsschell sein und die Defense sofort nach dem Snap angreifen.
Die Spieler der Offensive Line machen die eigentliche Drecksarbeit für die "Helden" - stehen aber kaum im Rampenlicht.
Der Tight End ist eine Kombination aus Receiver und Line-Spieler, und so sind seine Aufgaben sehr vielfältig. Oft wird er als zusätzlicher Blocker in der Offensive Line eingesetzt. Da der Tight End aber den Ball berühren darf, wird er auch oft für kurze Paßrouten eingesetzt.
Je nach ihrem Haupteinsatzgebiet unterscheidet man bullige, kräftige Tight Ends, die eher als Blocker dienen und leichtere, schnelle TE's, die im Paßspiel eingesetzt werden. Ein wahrer "Schatz" ist eine Kombination aus beiden, also ein fangsicherer aber kräftiger Spieler sozusagen, von dem man erwarten darf, daß er nach dem Catch noch einige Tackles brechen kann.
Eben weil der Tight End auch den Ball berühren darf und somit ein zusätzlicher Receiver ist, wird die Spielfeldseite auf der er steht als Strong Side bezeichnet.
Viele Teams setzen dicht an der gegnerischen Endzone gerne zwei Tight Ends ein, um auf diese Weise besseren Schutz für den Quarterback zu bekommen, ohne dabei auf mögliche Paßempfänger zu verzichten.
Der Quarterback ist quasi der Regisseur des Angriffs. Seine Hauptaufgabe ist das "Verteilen" der Bälle. Dazu hat er nach dem Snap grundsätzlich drei Möglichkeiten:
1. er übergibt den Ball an einen Running Back, der ihn dann nach vorne zu tragen versucht (Laufspiel)
2. er wirft den Ball zu einem Receiver (Paßspiel)
3. er läuft selber mit dem Ball
Beim Werfen des Balles zieht der Quarterback sich meistens hinter den Schutz seiner Offensive Line zurück, um "in Ruhe" einen fangbereiten Receiver auszumachen. Dazu lässt er sich entweder ein wenig zurückfallen (Dropback) oder bewegt sich hinter der Line auf die Seitenlinie zu (Rollout). Beide Varianten sollen dem Quarterback ein wenig mehr Zeit und vor allem Übersicht verschaffen.
Wenn der Quarterback von Variante 3 - also dem "Selberlaufen" - Gebrauch macht, so ist dies nur in den seltensten Fällen auch so geplant gewesen. Oftmals ist er einfach gezwungen, selber zu laufen, wenn der Schutz der Offensive Line zusammenbricht oder einfach kein Receiver frei ist. Solche Läufe eines Quarterbacks - sogenannte Scrambles - sind stets spektakulär anzusehen.
Nur selten ist ein sogenannter "Quarterback Keep" geplant, so zum Beispiel in Situationen dicht vor der gegnerischen Endzone oder wenn nur noch wenige Yards zum Erreichen eines neuen First Downs zu überwinden sind.
Die Running Backs helfen dem Quarterback bei Variante 1.
Wenn sie den Ball von ihm durch einen Handoff (direkte Übergabe) oder Pitch (kurzer Wurf) erhalten, gibt es für sie nur eines: Vorwärts.
Dabei wird der Ball in der Armbeuge gesichert, während der freie Arm entweder zur zusätzlichen Sicherung des Balles oder zur Abwehr heranrauschender Verteidiger dient.
Running Backs können natürlich auch im Paßspiel eingesetzt werden, aber da sie vor dem Snap meistens noch hinter dem Quarterback stehen und somit circa 7 bis 10 Yards "Rückstand" auf die Wide Receiver haben, handelt es sich dabei oft nur um kurze Pässe.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Laufrouten, und zwar den Lauf über die Außenseite der Formation (Sweep) und den Lauf direkt durch die Mitte (Dive).
Ebenso unterscheidet man zwei Spielertypen von Running Backs, nämlich die Half- oder Tailbacks und die Fullbacks. Während die Halfbacks die meist kleineren und flinkeren Spieler sind, die überwiegend für Sweeps eingesetzt werden, sind die Fullbacks eher kräftig und bullig. Oft dienen sie nur als Vorblocker für die Halfbacks, und wenn sie einmal selber den Ball bekommen, müssen sie größtenteils die "harten Yards" durch die Mitte machen.
Die Wide Receiver stehen an den Außenseiten der Angriffsformation und sind die schnellsten Spieler der Offense. Sie müsseen blitzschnell, wendig und geschmeidig sein und sich günstigstenfalls blind mit dem Quarterback verstehen. Ihre Aufgabe ist es nämlich, den Ball - meistens in vollem Lauf - zu fangen und somit großen Raumgewinn zu erzielen.
Dazu laufen sie auf vorher festgelegten Paßrouten, wo sie mit ihrer Geschwindigkeit und durch Körpertäuschungen die Verteidiger abzuschütteln versuchen.
Bei Laufspielzügen sind die WRs für das Blocken tief in der Spielfeldhälfte des Gegners zuständig.
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Aufgabe der Defense ist es, die eigene Endzone zu verteidigen und die Offense am Raumgewinn zu hindern.
Die Defense besteht aus den Defensive Tackles und Defensive Ends in der Defensive Line, den Linebackern, und den Cornerbacks und Safeties in der Secondary bzw. dem Defensive Backfield.
Die Defensive Tackles decken den Raum in der Mitte. Ihre Hauptaufgabe ist es, das Laufspiel des Gegners zu unterbinden. Sie müssen aber auch - bei Paßspielzügen - Druck auf den Quarterback ausüben, um ihn zum übereilten Wurf zu zwingen oder aus der Pocket (dem Schutz der Offensive Line) zu locken, damit er von den Defensive Ends gestellt werden kann.
Je nach Formation der Defense kann die Anzahl der eingesetzten DTs variieren. Steht nur ein einziger Defensive Tackle in der Line, so befindet er sich meistens direkt gegenüber des Centers und trägt daher auch die Bezeichnung Nose Tackle.
Die Defensive Ends sind meistens die größten Spieler der Defense. Je nach Spielzugauswahl der Offense kommen den DEs verschiedene Aufgaben zu.
Beim Laufspiel müssen die Ends die Offensive Tackles "ausschalten" und den Ballträger stoppen - oder ihn zumindest so lange zu beschäftigen, bis die Linebacker zur Hilfe kommen.
Beim Paßspiel müssen die Denfensive Ends versuchen, an den Offensive Tackles vorbeizugelangen, um das Paßspiel dort zu stoppen, wo es entsteht: Direkt beim Quarterback. So verwundert es nicht, daß es zumeist Defensive Ends sind, die in den "Quarterback Sack-Ranglisten" die oberen Ränge belegen.
Linebacker sind die Allrounder der Defense. Ihr Aufgabengebiet umfaßt sowohl das Stoppen von Balträgern als auch das Verteidigen gegen Pässe. Linebacker müssen schnell sein und flexibel reagieren können. Sie gelten oft als die Regisseure der Defense.
Die Cornerbacks tragen eine große Verantwortung, denn sie sind die direkten Gegenspieler der Wide Receiver. Je nach Spielsystem der Defense verteidigen sie entweder eine bestimmte Zone (oft der Fall bei langsameren Cornerbacks) oder spielen direkte Manndeckung gegen die Receiver.
Sie müssen die Receiver - soweit es das Regelwerk erlaubt - beim Paßfang stören oder sogar - im Optimalfall - den Ball abfangen.
Cornerbacks sind klein und flink, um mit den Receivern mitzuhalten. Ein wenig Kraft schadet nicht, denn im Notfall muß ein Cornerback auch einen durchgebrochenen Running Back stoppen können.
Die wichtigste Waffe eines Cornerbacks ist die Erfahrung - fallen sie auf eine Körpertäschung des Receivers herein, folgt zumeist postwendend der Touchdown.
Die letzte Bastion zwischen Angriffen der Offense und dem Touchdown bilden die Safeties. Sie decken die tiefen Zonen dicht an der eigenen Endzone ab. Safeties sind genau wie die Linebacker Allroundtalente, denn sie müssen sowohl Luftangriff als auch die Bodenattacke stoppen können. Der Strong Safety wird auf der Spielfeldseite des Tight Ends eingesetzt und ist oft sein direkter Gegenspieler. Der Free Safety hilft bei der Paßverteidigung und ist oftmals die Schlüsselfigur bei einem Blitz.
Special Teams - Spezialeinheiten
Neben Offense und Defense hat jedes Team noch einige Spezialisten in den sogenannten Special Teams, die nur in bestimmte Spielsituationen aufs Feld kommen.
Der Kicker - eigentlich Place Kicker - ist zuständig für Kickoffs, Field Goal- und PAT-Versuche. Er kickt den Ball dazu vom Boden aus.
Der Holder ist der engste Mitarbeiter des Kickers, denn er empfängt bei Field Goal- und PAT-Versuchen den Snap und positioniert den Ball für den Kicker. Obwohl dieser Job nur aus wenigen Bewegungen besteht, ist er sehr wichtig. Wird der Ball nämlich nicht hundertprozentig richtig gehalten, kann der Schuß sofort daneben gehen.
Oftmals werden Backup-Quarterbacks als Holder eingesetzt, was natürlich die Gefahr eines Trickspielzüges erhöht.
Der Punter ist der im eigenen Team wohl unbeliebteste Spieler, denn er kommt nur auf das Feld, wenn sein Team keinen neuen First Down erreichen kann. Er empfängt den Ball direkt vom Center, läßt ihn dann fallen und "latscht" dagegen, bevor der Ball den Boden erreicht hat, um ihn so möglichst weit in die gegnerische Spieldfeldhälfte zu befördern.
Der Kick- und Punt-Returner ist sozusagen der Gegenspieler des Kickers (beim Kickoff) bzw. Punters. Seine Aufgabe ist es, den Ball zu fangen und ihn so weit wie möglich zum Gegner zurückzutragen.
Dort, wo er gestoppt wird, kommt sein Team in Ballbesitz.
Ein Returner muß schnell und besonders wendig sein, aber auch so einiges einstecken können, denn oftmals wird er Im "Gang Tackling" gestoppt - soll heißen, daß bis zu elf Gegenspieler auf ihn hereinprasseln, wobei die ersten Kontakte im vollen Lauf aller beteiligten Spieler zustande kommen.
(by Marco Pagel, dem Gründer von footballforum.de - mittlerweile auf anderen Gebieten tätig)