Der Superbowl steht bevor und diverse deutsche Medien saugen sich mal wieder irgendwas zum Thema Football aus den Fingern. Und weil sie keine Ahnung von dem Sport haben, müssen sie über andere Dinge reden. Sei es die Lebensgeschichte eines deutschen Spielers, die Tatsache, dass die Coaches der Finalteilnehmer Brüder sind oder der Klassiker - "Football ist brutal und gefährlich".
Dass die Amerikaner das Risiko bleibender Gehirnschäden erkannt haben, hat sich scheinbar auch bis in die Redaktionen herumgesprochen - und gibt natürlich einen spektakulären Artikel über moderne Gladiatorenkämpfe her. Auf Welt.de heißt es dann mal ganz locker:
...und aus einem Risiko für Hochleistungssportler, wo auf manchen Positionen mit (inzwischen veränderten) wenig schützenden Regeln jahrelang massive Muskelpakete mit Höchstgeschwindigkeit Helm an Helm zusammenkrachten und ein kleiner (aber NATÜRLICH zu hoher) Prozentsatz bleibende Schäden davontrug, wird eine grauenvolle Gewissheit konstruiert, dass wohl jeder, der mal auf ein Footballfeld tritt damit rechnen muss es mit einer Gehirnerschütterung zu verlassen."Gehirnerschütterungen sind im American Football so normal wie Prellungen beim Fußball."
Ich hab das dort mal kommentiert und wollte meine Antwort hier teilen. Vielleicht will ja noch jemand antworten.
http://www.welt.de/sport/article1243543 ... leibt.html
Liebe Redaktion,
Die Aussage
"Gehirnerschütterungen sind im American Football so normal wie Prellungen beim Fußball."
ist hemmungslos übertrieben.
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Die NFL-Saison hat insgesamt (16*16)+11 = 267 Spiele.
Daran sind je 2 Teams beteiligt, macht 534 Teilnahmen. Jedes Team bringt pro Spiel etwa 50 Spieler aufs Feld.
Das macht pro Saison 50*534=26700 Gelegenheiten, dass sich jemand eine Gehirnerschütterung in einem Spiel holt.
Macht mit der angegebenen Zahl von 152 diese Saison (fehlt ja nur noch ein Spiel) eine Gehirnerschütterungsquote von
152/26700 = 0,57%
Hingegen liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Fußballer in einem Spiel eine normale Prellung zuzieht wohl im 2-stelligen Bereich.
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Kopfverletzungen sind ein ernst zu nehmendes Problem im American Football - aber künstlich zum Gladiatorensport hochspielen muss man das auch nicht.
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MfG, ein ehemaliger deutscher Football-Bundesligist und Mathematiker mit Schwerpunkt Statistik