Tackletime hat geschrieben:
die Amerikaner kucken zwar Fußball und lassen sich bei der WM auch mal auf etwas neues oder anderes ein, aber danach legt sich das wieder.
Das stimmt, Fußball ist (wie Eishockey) bei uns in den USA am beliebtesten während Internationaler Turniere. Bei Fußball während der WM bei Eishockey während der Olympics. Ansonsten ist beides vor allem in bestimmten Regionen sehr beliebt. Eishockey in Minnesota, Massachusetts, Michigan und New York Fußball in Washington, Oregon, Kalifornien und Arizona.
Tackletime hat geschrieben:Mit Arroganz hat das nichts zutun, soccer hat gegen Football und Baseball keine Chance.
Fußball und Baseball stehen nicht unbedingt in direkter Konkurrenz zueinander Baseball wird überwiegend von älteren Leuten geschaut und Fußball ist vor allem bei jungen Leuten sehr beliebt.
Tackletime hat geschrieben:Den meisten Zuschauern/Fans geht es auch selten um den lokalen support sondern eher darum Topspiele zu sehen.
Die Mehrheit besteht also nicht aus aktiven Leuten die eine Randsportart voran zu treiben sondern aus Leuten die unterhalten werden möchten und ein wenig stolz auf ihr Land sein wollen.
Das ist doch aber bei jeder Sportart so. Sowohl in internationalen Wettbewerben...weil Olympia ist guckt man dann auf einmal Biathlon. Als auch National ein Super Bowl zwischen den Packers und den Patriots wird mehr Zuschauer haben als einer zwischen den Jaguars und den Panthers.
Tackletime hat geschrieben:Wir wachsen in Deutschland leider nicht mit College Football auf, wir feiern keine Tailgate Parties und machen auch keine Drafts in Kneipen.
Es ist nunmal eine andere Kultur und in den USA lebt und zelebriert man den American Football und vorallem kann man sich damit identifizieren.
Das ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt es fehlt der Bezug.
Meine deutsche Freundin hat ja Football inklusive Tailgating in Cal kennen gelernt (wo wir uns ja auch kennen gelernt haben) und sie hat das ganze drum herum auch sehr genossen und in den 3 Jahren die war dann in der Bay Area gelebt haben, haben wir auch immer wieder diese Gelegenheit wahrgenommen und es gibt einfach nichts vergleichbares. Jeder Europäer den ich kenne der ein Jahr in den USA am College war schwärmt von den Tailgate Parties und den Football spielen.
Tackletime hat geschrieben:Für soccer muß man in den USA grosse Überzeugungsarbeit leisten um mehr Anhänger zu gewinnen, ähnlich wie bei uns für Football
weil die Sportart eben nicht an jeder Ecke ein etablierter Standard der Gesellschaft ist.
Hier wird es jetzt kompliziert. Fußball ist natürlich längst nicht so etabliert wie in Europa aber angekommen auch wegen unserer Erfolge im Frauen Fußball der in den USA schon lange recht beliebt ist und der Frauen Fußball in den USA immer wieder Finanzielle Probleme hat. Ansonsten ist Fußball vor allem bei Mexikanern und Latinos sehr beliebt. Man kann in den USA auch ohne Probleme die Spiele der großen Ligen wie England oder Spanien verfolgen. Das auch einfach daran das wir in den USA Massenhaft Sportsender haben und wir Amis eben ein Volk sind das extrem Sportbegeistert ist.
Das mit der Überzeugungsarbeit ist so eine Sache...kleine Geschichte dazu meine Freundin hat ja in den USA Fußball gespielt (WPSL und W-League) das ist so Niveau 2. Bundesliga und die hatten keine sehr große aber doch konstante Fan Base nun war man da auch sehr Fan nah und meine Freundin hatte über die Jahre eine ganze Reihe von persönlichen Fans und Verehrern die alle zu ein und derselben Spezies gehörten dem "Soccer Nerd" die hießen Zach, Shane, Ethan und Nick waren alle so 1,72 1,73 waren alle recht liberal (bin ich ja auch) alle viel gereist (als Kinder schon und das bin ich auch) alle schon in Europa gewesen und sie alle waren eben große Fußball fans und Fußball fan in den USA fühlen sich oft so "Wir sind im 'Cool Club'" "Wir sind nicht mainstream" alle sind in den USA aufgewachsen mit Football haben Football geschaut aber alle haben Football Spieler unter "dumb jocks" abgespeichert. Die hatten nichts gegen Football als Sport die hatten was gegen die Spieler...meine Theorie jeder von denen war wie gesagt recht klein, wer sind die Football Spieler die großen athletischen jungs...die bullies in der High School.
Und jedes mal wenn die Team USA gespielt hat im Fußball konnte man sich vor denen kaum retten da wurde man vollgelabert das einem das Ohr abgefallen ist das Team USA schon bald einen riesen impact machen würde und 2009 kurz bevor wir nach Deutschland zurück sind hat ja dann die USA gegen Spanien gewonnen und da kam recht früh Morgens schon Soccer Nerd zu unserem haus und der strotzte so vor Freude und selbstbewusstsein das er allein dadurch an diesem Tag wohl etwas größer war als sonst...1,75 vielleicht.
Und ich 1,88 Footballspieler war an dem Tag für ihn genau zur falschen Zeit am richtigen ort "lock on target"

und mir wurde so klar dieser Sieg gegen Spanien war einfach eine riesen bestätigung für den Kerl nicht für Team USA sondern für ihn für seinen "way of life".
Ich hab damals Fußball schon gemocht, noch nicht so sehr wie ich es jetzt mag. Aber ich fand diese "Soccer Nerd Tiraden" damals übelst nervig...und zwar nicht weil die auch alle bei meiner Freundin landen wollten...das hat mich irgendwie nie gestört erstens war ich nie jemand der eifersüchtig ist und zweitens war ja ziemlich klar das meine Freundin auf 1,88 Footballspieler steht und nicht auf 1,73 Soccer Nerds.
Aber man konnte kein normales Gespräch über Sport führen ohne das damit der Überzeugung eines Fanatikers für den Fußball argumentiert worden wäre und ich glaube ja das leute die so Überzeugungsarbeit leisten bei der breiten Maße eher das Gegenteil bewirken. Man kann Fußball in den USA nicht beliebter machen indem man gegen Football oder Footballspieler hetzt aber genau das haben die Kerle gemacht.
Worauf ich hinaus will ich glaube "Überzeugungsarbeit" ist der Falsche Weg man muss da den Dingen eher seinen Lauf lassen und Fußball wird ja beliebter und dann werden die USA vielleicht auch eine größere Rolle dort einnehmen aber das braucht Zeit. Für den Fußball wäre das aber auf jeden Fall gut denn wenn es um die Organisation und die Präsentation von Sport geht macht uns Amis niemand etwas vor behaupte ich mal.
Tackletime hat geschrieben:Zumal die "Saat" College Football ein ganz entscheidener Faktor und treibende Kraft für den Nachwuchs, die Jugend und das Umfeld ist.
Das kann und wird mit soccer nie funktionieren, genauso wenig wie mit American Football in Deutschland weil wir vollkommen andere prägende Strukturen haben.
Teilweise bin ich da bei dir. Wenn jemand heute im Fußball Talent hat muss er eigentlich so früh wie möglich nach Europa gehen weil da muss sich der Fußball in den USA noch sehr viel weiter entwickeln um den Standard zu erreichen das wir Spieler so gut ausbilden können wie die europäischen Vereine. Aber ich glaube schon dass das in der Zukunft passieren kann bei anderen Sportarten funktioniert es ja auch. Und College Soccer ist schon wesentlich beliebter als College Baseball.
Strukturen können geschaffen werden das ist nicht das Problem nur muss eben auch der Wille da sein.
In Deutschland ist halt das Problem das vom Fußball alles zur Seite geschoben wird...wir hatten da mal ein Gespräch wenn man sich mal die Verleihung zum Sportler des Jahres/Mannschaft des Jahres anguckt eigentlich muss nur WM sein damit in Deutschland die DFB Elf zur Mannschaft des Jahres gewählt wird da haben andere Sportarten gar keine Chance. Ich denke das wir in den USA da wirklich den Vorteil haben das durch die vielen Sportsender und vermutlich auch dadurch das wir so ein Schmelztiegel sind einfach viele Sportarten haben die sehr beliebt sind. Es wird auch gerade beim Fußball oft ein falsches Bild gezeichnet...ich habe neulich eine Umfrage gesehen aus England und Frankreich und nach der mögen 50% der Leute in England und Frankreich gar keinen Fußball...das öffentliche Bild ist ja aber immer das dort jeder Fußball mögen würde und das zum Beispiel in Frankreich Rugby auch sehr beliebt ist weiß keine Sau.
Aber um noch mal auf ein anderes Thema zukommen was mit Fußball zu tun hat und was mir jetzt während der WM auch wieder aufgefallen ist weil ich da auch mit deutschen Freunden von mir das Gespräch hatte. Was mich während der WM besonders stört ist das scheinbar zu WM und EM jeder Depp aus seinem Loch kommt. In Deutschland gibt es ne Menge Fans im Fußball die es scheinbar nicht auf die reihe bekommen Respekt vor anderen Nationen zu haben das geht schon bei der Presse los (und ich meine nicht nur die Bild) und die Klischees müssen hinhalten bis zum geht nicht mehr. Die Italiener spielen immer Catenaccio (obwohl sie das seit Jahren nicht mehr tun) die Holländer spucken alle (obwohl das einer einmal gemacht hat) und die Spanier sind Arrogant (weil sie die letzten 3 Titel gewonnen haben). Man hofft ja immer das so was in anderen Ländern ähnlich ist aber ich muss ehrlich sagen das ich in Italien und England schon Spiele in Sports Bars geschaut habe und dort ähnliches nicht erlebt habe...die Engländer sind (wie wir Amis) keine Kinder von Traurigkeit wenn es um Kraftausdrücke geht aber man bekommt auch viel Respekt und jegliche Schimpftiraden sind immer mit einem Augenzwinkern. In Deutschland erntet man nur Häme. Ich habe neulich das Gespräch mit einem (deutschen) Arbeitskollegen gehabt und der brachte das Thema zur Sprache und meinte er kann verstehen das viele Ausländer die in Deutschland leben nicht für Deutschland im Fußball sind. Ich kenne von meinen deutschen Freunden so ein verhalten überhaupt nicht und drücke auch Deutschland seit jeher im Fußball die Daumen aber denen fällt das selber auf und ich kann auch nachvollziehen wie unangenehm das denen sein muss, ich "freue" mich ja auch immer wenn einer meiner Landsleute mal wieder dafür sorgt das der zweifelhafte Ruf den wir Amis haben auch schön zweifelhaft bleibt...ich mag eigentlich public viewing aber wir gehen nicht mehr hin weil es uns echt zu doof ist ständig daran erinnert zu werden welchen Pass wir in der Tasche tragen.