baeckerman83 hat geschrieben:
Naja früher gab es Football aus Deutschland auch im TV, und nicht nur NFLE. Und er meint ja die Zuschauer das die kommen sollen. Wenn man da schaut kamen in der alten 1. Liga auch mal 10.000 Zuschauer. Der Schnitt ist ja bei den alten großen Clubs sehr rückläufig. Wo sind die ganzen Zuschauer hin?
Denke schon die TV Präsenz fehlt. Das mit dem Stadion kommt dann schon. Wenn Geld da ist.
Also ich kann mich nicht entsinnen mal ein normales Ligaspiel der Braunschweig/NewYorker Lions live im Fernsehen gesehen zu haben... Gab mal diverse Kurzberichte auf Regionalsendern, aber das wars dann auch. Da hatte Eisstockschießen vermutlich mehr Sendezeit...
Und zum Thema "Zuschauerschwund bei den alten großen Clubs" kann ich nur eine Theorie anbieten:
Beispiel - Braunschweig/NewYorker Lions
Die Anfangsphase...
...überspringen wir mal lieber. Da spielten die Lions noch auf der Roten Wiese vor Familienmitgliedern und Freunden. So wie viele Teams in der GFL Süd noch heute... *husthust*
Der Aufschwung...
...begann mit dem Spiel um den Aufstieg in die GFL. Da wurde mal so richtig die Werbetrommel gerührt. Und, mit großem finanziellen Risiko, das Eintracht Stadion für das Spiel angemietet. Von gemunkelten 10.000 DM Miete war damals die Rede, was ja für eine Mannschaft mit einem recht niedrigen Zuschauerschnitt ja kein Pappenstiel ist.
Das Spiel wurde gewonnen. Und es kamen auch einige Zuschauer. Die meisten wohl zum ersten Mal - wie ich auch. Football kannte ich schon, aber das es in Braunschweig eine Mannschaft gibt, war mir bis dahin entgangen. Und da war ich vermutlich nicht der Einzige.
Aufschwung, Teil 2...
Im ersten Jahr in der GFL durften die Lions oft noch Lehrgeld zahlen, wenn die "großen, alten Teams" (Berlin Adler, Düsseldorf Panther, Berlin Rebels) zu Besuch kamen. Man schaffte es in die Playoffs, flog aber raus. Trotzdem steigerte sich der Zuschauerschnitt allmählich.
Sportlich war zu der Zeit in Braunschweig auch eher wenig los. Eintracht Braunschweig's Rundballtreter gammelten in der 2. (oder 3.?) Liga herum. Eishockey war gerade mal wieder pleite gegangen und die Basketballer spielten in einer Halle vor 150 Zuschauern, weil es nicht mehr Plätze gab. Ergo war da ziemlich viel Potenzial abzugreifen.
Im Folgejahr war es sportlich weniger erfolgreich - die Lions spielten gegen den Abstieg - aber Zuschauertechnisch steigerte man sich. Kein Wunder, die Spiele waren oft sehr spannend - wenn die Lions nicht gerade von den Panthern abgewatscht wurden. Zudem schaffte man es, den German Bowl nach Braunschweig zu holen... naja, das Spiel zumindest. Und das Spiel zwischen den Düsseldorf Panthern und den Hamburg Blue Devils sahen dann auch 12.125 Zuschauer. Der Großteil kam aus Hamburg, sehr viele aus Braunschweig und der Rest waren Fans aus ganz Deutschland.
Und noch ein Jahr weiter waren die Lions auch sportlich erfolgreich. Und der Erfolg - und die spannenden Spiele gegen die alteingesessenen und den Lieblingsfeind aus Hamburg - brachte immer mehr Zuschauer ins Stadion. Zudem wurde auch um die Spiele herum etwas geboten. Fanartikel (allgemein Football, nicht nur Lions), "American Food and Beverages" und Musikbeschallung vor dem Spiel von einer Bühne aus.
Und dann wurde am Ende auch noch der German Bowl WIRKLICH nach Braunschweig geholt.
Der Fluch des Erfolges...
...traf die Lions dann, als sie immer erfolgreicher wurden und gleichzeitig die Konkurrenz - bis auf wenige Ausnahmen - stagnierte. Zuerst wurde durch Aktionen wie die Kombikarten für Spiel und Konzert (z.B. Grönemeyer, Fury in the Slaughterhouse, Fanta 4 etc.), welche nur durch heftiges Sponsoring von Jägermeister möglich waren, der Zuschauerschnitt noch extrem angehoben.
Aber als Jägermeister dann ausstieg, wurden die Konzert Events einfacher und es blieben nur noch die Zuschauer übrig, die wegen dem Football zu den Lions gingen.
Und je uninteressanter die Spiel wurden - wer will schon sehen, wie ein Gastteam nach dem anderen abgewatscht wird, außer Fans von Bayern München oder diversen College Football Teams - desto rückläufiger waren auch die Zuschauerzahlen.
Und der Fluch des Mißerfolges...
...kam dann, als zu den relativ uninteressanten Ligaspielen auch noch die Niederlagen in den Endspielen kamen.
Tiefpunkt waren dann die Jahre, wo es bei den Lions sportlich nicht wirklich lief. Zwar kamen noch immer mehr Zuschauer ins Stadion, als bei den Konkurrenten, aber im Vergleich zu den Wilden Jahren zuvor war es nur noch ein harter Kern von wirklichen Football Fans.
Und aktuell? Naja, der sportliche Erfolg ist wieder da. Aber auch die langweiligen Spiele gegen diverse Gastteams. Man hält also eigentlich mehr oder minder die Zuschauer, die wirklich wegen dem Sport selbst kommen. Aber auch da variiert es schon, je nachdem wie hoch die zu erwartende Klatsche ist, die verteilt wird oder je nachdem, was gerade sonst noch so in Braunschweig anliegt... Tennisturnier, VW Betriebsurlaub, Kullerballländerspiel etc. nagen doch jeweils sehr am Zuschauerschnitt.
Zusammenfassung:
Die Lions hatten damals Mut und Glück. Mut, den teuren Umzug ins Eintrachtstadion zu wagen und Glück, daß ansonsten gerade sportliche Flaute in Braunschweig herrschte und man "was neues" geboten hat.
Aber eigentlich spielen sie inzwischen wieder vor ebensovielen Zuschauern wie in den ersten Jahren in der GFL.
Mehr Zuschauer würden vermutlich nur dann den Weg ins Eintracht Stadion finden, wenn die Spiele sportlich interessanter - also: anspruchsvoller, ausgeglichener, spannender - würden.
Bis auf ein paar Ausnahmen in jedem Jahr geht der "durchschnittliche Lions Fan" ins Stadion und erwartet einen mehr oder minder hohen Sieg. Und da ist man schon gelegentlich geneigt mal ein Spiel auszulassen, wenn abzusehen ist, daß es wohl wieder nur ein "Gemetzel" wird. Davon gab es ja in den vergangenen gut 20 Jahren nun schon diverse.
Insofern würden im Endeffekt auch die "großen alten" Teams wie die Lions davon profitieren, wenn die allgemeine Leistungsfähigkeit der GFL Teams gesteigert werden würde.
Betonung auf "gesteigert" - es bringt nichts, das Niveau nach unten anzupassen.
Aber das wissen wir ja nun auch nicht erst seit gestern.
