
heute in der rhein-zeitung:
American Football: Beim Zweitligisten aus Montabaur sind Vorstand und Trainer zurückgetreten
In den vergangenen Jahren führte der Weg der American Footballer der Montabaur Fighting Farmers ohne Turbulenzen
stetig in eine Richtung: nach oben, bis in die Zweite Bundesliga. Nun aber wird sich einiges ändern: Der Vorstand ist nach und nach zurückgetreten, der Trainer zuletzt ebenso.
MONTABAUR. Über die Vergangenheit möchte Marco Thomé keine Worte verlieren, zumindest nicht öffentlich. Um die Zukunft der Zweitliga-Footballer der Montabaur Fighting Farmers geht es ihm, nicht um das, was zuletzt geschah. Ganz voneinander trennen lässt sich beides freilich nicht, das weiß auch der 32-Jährige, der in der vergangenen Saison als Linebacker auf dem Feld aktiv war - und Teil eines Trios ist, das nun als Ansprechpartner des Vereins fungiert.
Doch der Reihe nach: Bereits im August trat Reiner Brüngel als Vorsitzender der Farmers aus persönlichen Gründen zurück. Und am Dienstag vergangener Woche folgte ihm der 2. Vorsitzende Richard Walther; Kassierer Martin John wird dies nach der Kassenprüfung Ende des Jahres ebenso tun, allerdings wegen eines Umzugs. Auch Headcoach Jochen Strahl legte sein Amt nieder, einen Tag nach Walther - die Vorbereitung auf die neue Saison hatte gerade begonnen. Und Alexandra Marx, die sich um das Sponsoring und die Organisation kümmert, wollte sich eigentlich ebenfalls zurückziehen, hat sich aber noch nicht entschieden. "Viele Spieler sind auf mich zugekommen", sagt sie. "Ich liebe das Team, den Sport, die Farmers. Da tritt man nicht so einfach zurück. Ich brauche noch ein bisschen Zeit. Das ist eine Entscheidung Kopf gegen Herz." Strahl war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Die Ursachenforschung für eine derartige Rücktrittswelle ist in jedem Fall keine leichte. "Da haben viele Dinge zusammengespielt, vieles hat dazu beigetragen", belässt es Marx bei einer kryptischen Aussage. Und auch das Gremium um Johannes Dommermuth, Thomé und Udo Kiefer möchte sich dazu nicht äußern - respektive kann es nicht. "Das waren wohl persönliche Dinge, persönliche Diskrepanzen", meint Dommermuth. "Aber teilweise haben wir auch noch nicht den Durchblick." Thomé assistiert: "Das ist eine vereinsinterne Sache", sagt er. "Wir arbeiten das auf, aber es geht uns um das Wohl des Vereins. Wir möchten einen ruhigen Betrieb in der Zukunft."
Wie die sportlich und in Hinsicht auf die Vereinsführung aussehen wird, ist allerdings noch offen. Anfang, Mitte Januar soll in einer Jahreshauptversammlung ein neuer Vorstand gewählt werden. Dass sich das Trio Dommermuth/Thomé/Kiefer in selbigem einbringen wird, schließt Thomé nicht aus. "Die Gespräche mit Kandidaten sind in vollem Gange. Wir wollen einen kompetenten und schlagkräftigen Vorstand und sind guter Dinge, dass das klappen wird."
Und ein neuer Headcoach? "Das hängt auch von den Finanzen ab", meint Dommermuth. "Aber andere Mannschaften kommen auch ohne Headcoach aus." Dass das auch für die Farmers eine Lösung sein könnte, sieht auch Alexandra Marx so: "Wir sind mit sehr guten Trainern besetzt." Man sei daher nicht in der zwingenden Situation, handeln zu müssen, glaubt auch Marco Thomé.
In vollem Gange sind derweil die Gespräche mit potenziellen Neuzugängen. Einige Akteure sind bereits zum Kader gestoßen, in den Reihen des Zweitliga-Absteigers Troisdorf Jets ließe sich womöglich zudem der eine oder andere finden. Immerhin haben in Kevin Brüngel, Malte Koerner und Christopher Unger drei Stützen das Team in Richtung Cologne Falcons verlassen. "Wir brauchen einen Quarterback, nachdem Kevin gegangen ist", hält Dommermuth fest. Die Lizenz für die neue Saison ist jedenfalls in trockenen Tüchern.
Am Dienstag vergangener Woche, als Walthers Rücktritt feststand, schloss sich das Trio zu einem Anlaufpunkt seitens des Vereins zusammen. "Wir sind allerdings nicht handlungsbefugt", stellt Dommermuth klar. Es sind nicht die leichtesten Tage, die das Gründungsmitglied bei den Farmers erlebt. "Die Situation war so natürlich nicht geplant. Das hat uns alle auch getroffen. Ganz klar: Es ist ein herber Verlust, dass der Vorstand und der Headcoach gegangen sind", sagt der 33-Jährige.
Vielleicht ist es aber auch bei den Farmers einfach so wie bei so manch anderem Team auf Höhenflug. "Es war klar, dass sich die Strukturen verändern müssen. Manchmal muss es ein bisschen krachen, damit man sich sortieren kann. Und auch wenn das Gewitter gerade weh tut: Es hat einige wachgerüttelt", meint Alexandra Marx.
Johannes Dommermuth sieht das ähnlich. "Wir haben bei dieser Sache ein Super-Bauchgefühl, dass das Ding nicht gegen die Wand gefahren wird", sagt er. "Und das ist unser Antrieb." Frank Jellinek